Rezension

Eine Autobiographie die sich wie ein Roman liest

Der Hilliker-Fluch - James Ellroy

Der Hilliker-Fluch
von James Ellroy

Bewertet mit 4 Sternen

James Ellroy, 1948 in Los Angeles geboren. Bestsellerautor, der mit Vorliebe über die dunklen Seiten der US-amerikanischen Gesellschaft schreibt, berühmt berüchtigt für seine düsteren zynischen Kriminalromane, seinen Pessimismus und radikale Weltanschauung. Ein Autor, der ein Leben am Rande der Gesellschaft führte, unter freiem Himmel kampierte und dem der Rausch eine sichere Zuflucht bot. James Ellroy hat vieles erleben müssen, fast schon zu viel für ein Leben. Einige Ereignisse haben ihn geprägt und zu dem Menschen gemacht, der er heute ist. Ereignisse, über die er in seiner Autobiografie „Der Hilliker Fluch“ berichtet.

Ellroys alkoholabhängige Mutter ließ sich von ihrem untreuen Mann scheiden. Fortan lebte der zehnjährige James bei seiner Mutter, mit der ihn eine Hass-Liebe verband. Sie stritten oft und manchmal waren diese Streitigkeiten so voll mit ungezügeltem Zorn, dass er ihr sogar den Tod wünschte. Als hätte er mit seinem Handeln einen Fluch herauf geschworen, wurde seine Mutter kaltblütig ermordet. Der Täter wurde nie gefasst.

„Ich habe den Fluch vor einem halben Jahrhundert heraufbeschworen. Er hat mein Leben seit meinem zehnten Geburtstag bestimmt. Die nahezu unmittelbare Wirkung hat mich nahezu unablässig gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen und mich um Wiedergutmachung zu bemühen.“ Seite 11

In dieser seiner Autobiografie, die sich wie ein Roman liest, beschreibt James Ellroy mit einem Blick auf seine Vergangenheit die Suche nach der EINEN und Wahren und dem Ersatz der Ermordeten. Er erzählt dem Leser ohne Poesie, mit einem sehr dreckigen und zynischen Sarkasmus, sein kaputtes Leben. Er berichtet von seiner Alkohol- und Drogenabhängigkeit, kleinkriminellen Delikten und einer wahnhaften Suche. Ein Leben, bei dem man das Gefühl hat, es sei aus einem seiner Romane entsprungen.

Während des Lesens kam bei mir eine immer größer werdende Neugierde auf und ich fühlte mich regelrecht angezogen von Ellroys kaputter Welt. Und das ist sie wirklich: kaputt. Umso erstaunlicher war es für mich zu erfahren, dass es möglich ist, solche prekären Lebenslagen zu überwinden und es in geordnete Bahnen zu leiten. Sich selbst durch das Schreiben zu retten, denn den Tod seiner Mutter und auch seine eigenen Taten verarbeitet er in seinen Romanen. 
Am Ende dieses Buches bleibt die Neugier: Hat James Ellroy es geschafft, seine Vergangenheit durch das Schreiben dieser Autobiografie zu verarbeiten?