Rezension

Eine Bestsellerautorin rechnet ab

Die Offenbarung der Johanna -

Die Offenbarung der Johanna
von Mathias Aicher

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist nicht üblich, in einer Lesung einen Mordfall aufzuklären. Genau das tut jedoch Johanna Krämer in dieser Geschichte. Im Kaisersaal von Woltersweiler, ihrem Heimatort, verkündet die Bestsellerautorin, den wahren Mörder ihrer besten Freundin Nikki zu entlarven, die 1988 vergewaltigt wurde. Beschuldigt wurde damals Johannas Bruder Jacob, der sich in Untersuchungshaft das Leben nahm.

So gebannt wie die 300 Besucher dieser Lesung lauschen wir im Hörbuch der Stimme von Yesim Meisheit, die den Part des vorgetragenen Romans übernimmt. Darin begibt sich die vom Dienst suspendierte Kommissarin Jules Wunderlich nach dem Tod ihres Vaters in ihren Heimatort und rollt den Mordfall wieder auf. Die Spannung wird dadurch gesteigert, dass nicht nur nach und nach die Dorfbewohner mit ihren Geheimnissen eingeführt, sondern auch ihre heftigen Reaktionen während der Lesung beschrieben werden.

Für meinen Geschmack hätte die Geschichte etwas mehr Tempo und etwas weniger Kraftausdrücke vertragen. Manche Schilderungen schienen mir nicht relevant für die Auflösung des Falls zu sein, machten andererseits die ambivalenten Gefühle der Hauptfigur sowohl während ihrer Recherchen als auch während der Lesung deutlich. Das Konzept, eine Lesung in einen nervenaufreibenden Psychotrip zu verwandeln, der an ein Krimidinner erinnert, ist auf jeden Fall aufgegangen.