Rezension

Eine christliche Großfamilie in Katar

Unverschleiert in Katar -

Unverschleiert in Katar
von Marianne Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Katar und seine Kultur aus der Sicht einer christlichen deutschen Familie - offen, ehrlich, gefühlvoll und sehr informativ!

Gestaltung:

Das Titelbild wirkt märchenhaft wie aus "1001 Nacht" und ist wunderschön. Das Taschenbuch ist hochwertig verarbeitet als Klappenbroschur mit Fotos auch im Innenteil. Positiv fällt beim Durchblättern besonders auf, dass passend zu den Erzählungen viele farbige Fotos im Buch zu finden sind, nicht wie sonst häufig nur im Innenteil oder am Schluss. So kann man sich das Erzählte gut vorstellen, ohne lange blättern zu müssen.

Inhalt:

Marianne und Matthias Müller sind mit ihren sechs Kinder eine christliche Familie in Bayern. Matthias arbeitet erfolgreich in einer Autowerkstatt, doch der berufliche Druck macht ihn zunehmend unzufrieden und auch Marianne träumt von einer Veränderung, da ihr die Gemeindearbeit zwar Spaß macht, aber auch sehr stresst. Auswandern, woanders einfach neu anfangen, das ist ihr Traum. Als Matthias ein Arbeitsangebot in Katar angeboten bekommt, scheint dieser Traum zum Greifen nah. Nach einigen Überlegungen und Recherchen wagen sie den großen Sprung ins andere Land als Familie. Doch als Christen unter Muslimen ist es nicht immer leicht und auch einige Missstände im Land machen ihnen zu schaffen. Doch sie geben nicht auf und mit Gottes Hilfe finden sie Freunde und eine neue Heimat.

Mein Eindruck:

Der Schreibstil gefiel mir von Anfang an sehr gut. Die Autorin beschreibt aus ihrer Perspektive die Überforderung in Deutschland, die Ungewissheit vor und während der Auswanderung und lässt den Leser dabei auch an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben. Manches Mal musste ich schmunzeln, denn sie trifft mit manchen Ausdrücken einfach den Nagel auf den Kopf und neben tragischen Momenten kommen auch die Freude und der Humor nicht zu kurz. Zwischendurch kommen auch die anderen Familienmitglieder zu Wort, was das Ganze auflockert und das Geschehen noch lebendiger und nachvollziehbarer macht. Am Ende eines jeden Kapitels befindet sich ein kleiner Sprachführer für arabische Ausdrücke und Redewendungen, der sehr unterhaltsam und lehrreich ist.

Katar ist zwar ein muslimisches Land, jedoch müssen Frauen dort keinen Schleier tragen, daher der Titel. Christen werden dort geduldet und dürfen sich zu Messfeiern treffen und so finden Marianne und ihre Familie vor allem zunächst in der christlichen Gemeinde dort Freunde und Halt. Zusammen mit anderen Gemeindemitgliedern fahren sie in Camps, in denen die Gastarbeiter untergebracht sind und helfen dort mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und auch mit Gebeten und einem offenen Ohr. Die Missstände, die diesbezüglich in Katar herrschen, werden hier überdeutlich. Doch ihre Hilfe wird von oberer Stelle misstrauisch beäugt und auch als Deutsche gehört man den Gastarbeitern an, wenn auch zu einer "besseren" Klasse. So haben Marianne und ihre Familie es plötzlich mit Geldsorgen zu tun, es droht der Verlust ihrer Unterkunft und schließlich auch die Abschiebung.

Marianne beschreibt die guten und auch die weniger guten Zeiten, sie nimmt den Leser mit in ein Land, das aktuell wegen der WM wieder in den Schlagzeilen ist und teilt ihre tiefen Einblicke in Land, Leute und Kultur. Ich bewundere ihren Mut, ihre Ehrlichkeit, aber auch ihr Gottvertrauen und ihr Durchhaltevermögen. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt jedem weiter empfehlen!

Fazit:

Katar und seine Kultur aus der Sicht einer christlichen deutschen Familie - offen, ehrlich, gefühlvoll und sehr informativ!