Rezension

Eine düstere, dystopische und fesselnde Geschichte für Leser ab ca. 12 Jahren

Streuner - Auf der Suche nach Hoparion -

Streuner - Auf der Suche nach Hoparion
von Rüdiger Bertram

Bewertet mit 5 Sternen

Ein fesselnder und absolut überzeigender dystopischer Roman mit herzensguten zwei- und vierbeinigen Protagonisten.

„Erste Regel: Hunde sind gefährlich. Alle

Zweite Regel: Halte dich fern von ihnen.

Dritte Regel: Überlebe.“ (S. 7)

 

Meine Meinung:

Ein Tag reichte, und die ganze Welt hat sich verändert. Die Sonne kommt nicht mehr durch und über der ganzen Welt, die einer Aschewüste gleicht, liegt ein fetter, grauer, dreckiger Schleier. Viele sind an dem TAG gestorben, und noch viel mehr seitdem. Verwaiste Städte und Dörfer überall. Das Krächzen der Aaskrähen hat das Gezwitscher der Vögel abgelöst, wilde Hunderudel durchstreifen die Welt und sind eine Gefahr für jeden, der sich draußen aufhält. Strom gibt es kaum mehr, geladene Akkus sind Gold wert und die neuen Herrscher dieser dystopischen Welt sind die Elektrokönige, die ihre Windräder nur selten verlassen und für Angst und Schrecken sorgen.

 

Judith und ihr kleiner Bruder Abrogast ziehen nach dem Tod ihres Vaters allein durch die Einöde auf der Suche nach dem sagenumwobenen Hoparion, wo es sauberes Trinkwasser und genug zu essen für alle geben soll. Und wo Menschen und Hunde friedlich miteinander leben, anstatt gegenseitig ums nackte Überleben zu kämpfen. Doch wo genau sich dieser rettende Ort befindet, wissen die beiden nicht – und der Weg ist voller Gefahren…

 

Autor Rüdiger Bertram gehört zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands und hat gerade für die jüngeren Leser*innen schon viele tolle Bücher geschrieben („Coolman“, „Mo und die Krümel“,…). Mit „Streuner“ hat er nun eine ganz andere Art von Jugendbuch veröffentlicht. Es ist düster, beklemmend, traurig und erschreckend. Es ist aber auch gleichzeitig bittersüß, aufbauend und herzerwärmend. Und auf jeden Fall absolut fesselnd! Rüdiger Bertram zeigt, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind, erstrecht in dieser dystopischen Welt. Seine Protagonisten sind ganz wundervoll und zutiefst sympathisch, sowohl die Kinder Judith, Abrogast und Bilkis, die schon so viel durchmachen mussten, dass einem beim Lesen das Herz schmerzt, als auch die drei herzensguten Hunde Nipper, Dash und Stubby, aus deren Sicht ein Teil der Geschichte geschrieben ist. Zusammen bestreiten die sechs eine Reise, die keiner von ihnen allein überlebt hätte. Dabei verschmelzen sie zu einer neuen „Familie“ und sind der perfekte Beweis, dass Freundschaft auch ohne Worte funktioniert.

 

Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an vollkommen in ihren Bann gezogen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Sie ist voller Überraschungen, sowohl guter als auch böser Natur. Einiges davon wird der Fantasie des Lesers überlassen, anderes nicht. Manches ist grausam und unvorstellbar, aber das gehört zu einer dystopischen Welt dazu. Ohne dies wäre sie aber (leider) auch nicht glaubhaft. Dennoch ist Rüdiger Bertram hier eine gute Balance gelungen, auch wenn ich das Buch nicht ab 10, sondern eher erst ab 12 Jahren empfehlen würde. Für meinen 10jährigen Sohn ist es definitiv noch nichts, aber für meinen 13jährigen eine ganz tolle, fesselnde und tiefsinnige Lektüre!

 

FAZIT:

Ein fesselnder und absolut überzeigender dystopischer Roman mit herzensguten zwei- und vierbeinigen Protagonisten.