Rezension

Eine Dystopie, die durch Spannung und rasanten Plot überzeugt!

Asylon - Thomas Elbel

Asylon
von Thomas Elbel

Zum Roman:
Asylon wird als die letzte Stadt der Welt proklamiert, die einzige Zufluchtsstätte der Menschheit, die ein Überleben garantiert, nachdem eine Klimakatastrophe, genannt Surge, die Welt in Schutt und Asche legte. Wer nicht wie die Hunger leidenden außerhalb des Grenzschutzes verdammt sein will, ist in den Mauern Asylons sicher. 
Doch was ist, wenn alles, woran man je geglaubt und worin man seine Existenz begründet hat gar nicht der Wahrheit entspricht?
Innerhalb kürzester Zeit sieht sich Torn, Masterleveller Asylons, eben jenem Schicksal ergeben, sodass er alles in Frage stellen muss, woran er je geglaubt hat...

Fazit:

Asylon zeigt in erschreckender Klarheit ein Szenario, mit welchem man in der realen Welt am liebsten nicht konfrontiert werden möchte. Klassische Dystopienelemente, rasant erzählt und absolut brutale Wahrheitskonfrontation heben diese Roman aus dem Mainstream heraus.

"Was ist denn nun das sicherste Gefängnis? - fragte Pinocchio schließlich.
Sputano drehte sich zu ihm um und grinste. 
"Das Gefängnis, dessen Insassen nicht wissen, dass sie gefangen sind, mein Sohn."

Der Roman hält sich nicht mit einer Einleitung auf. Die Erzählung beginnt direkt im Prolog, der die Ausgangssituation einleitet: Die Leiche von Sainas bester Freundin Lynn wird auf der Grenze von Torn, dem derzeitigen Masterleveller, gefunden. Alles lässt darauf schließen, dass Lynn nicht, wie zuerst erwartet, von außen in die Stadt wollte - sondern aus ihr hinaus.

Rätselraten und Neugierde gehen der rasanten Handlung voraus. In dem Bemühen, herauszufinden, was wirklich geschah, stößt Saina den kleinen Stein, der alles zum Rollen bringt, an. Torn indes ist nicht nur in diese Geschichte involviert, sondern sieht sich noch weit größeren Problemen gegenüber, die seine gesamte Existenzgrundlage vernichten.

Während des gesamten geschichtlichen Verlaufs würde man meinen, dass die Protatonisten nicht nur der Hoffnungslosigkeit und den Widrigkeiten des Bösen eimherfallen - doch genau dies ist der Fall. Schonungslos werden sie regelrecht malträtiert, auseinander genommen und gerade so körperlich und mental wieder zusammengeflickt, um nur ja dem nächsten Konflikt ins Auge sehen zu können.

Die Stränge der Einzelhandlungen ziehen sich nur langsam zusammen. Der Leser wird somit auf Spannung gehalten und dem Wissensdurst ergeben, denn die (gesamte) Auflösung des Geheimnisses um Asylon lässt einiges auf sich warten. Meiner Meinung nach hätten einige Einzelstränge eher zusammenlaufen können, bzw. wenn sie zusammenliefen, trennten sie sich leider allzu schnell wieder. Auch die Begriffsstutzigkeit Torns und Sanias habe ich manchmal nicht nachvollziehen können. Die absolute Selbstfixierung auf die eigenen Probleme verhindert die Zusammenarbeit und fördert nicht gerade dazu, klaren Kopf zu bewahren.

Dass Torn nur minimal um seine Frau und seinen Sohn trauert, empfinde ich irgendwie als verstörend. Ebenso, dass Nebencharaktere wie Sputano, einer der Clanführer, und Scooter, Kumpel und Arbeitskollege Torns, der durchaus eine wichtige Rolle im Gesamtgeschehniss einnimmt, irgendwann einfach von der Bildfläche verschwinden und nie mehr gesehen werden, war durchaus schade. Diese Nebencharaktere bieten eine Menge Potenzial, dass leider nur aufgegriffen wird, wenn es den Handlungsverlauf vorantreiben soll.

Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut. Relativ klar strukturiert und auf den Punkt gebracht. Die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Charaktere spiegelt sich in der Art und Weise des Geschriebenen sehr gut wieder. 

Zum Ende des Romans hin dachte ich mir, wie der Autor wohl in den letzten verbliebenen zwanzig Seiten alles wieder geradebiegen will. Die Antwort lautet: Gar nicht. Zumindest nicht so, wie wir uns ein Happy End vorstellen. Wie er selbst sagt:

"Großes Kopfschmerzen hat mir vor allem das Ende bereitet. Mein Erstentwurf erschien mir, als die Zeit kam ihn zu konkretisieren, zu versöhnlich und undramatisch."
(Thomas Elbel)

Das genaue Gegenteil erwartet den Leser also, denn ich empfand zuerst tatsächlich Skepsis, kann mich im Nachhinein allerdings sehr gut mit dem Ende zufrieden geben, obwohl mir doch die gewisse Abrundung im Gesamtgeschehniss irgendwie fehlt.

Insgesamt gesehen ein wirklich empfehlenswerter Roman, den man trotz einiger Kritikpunkte weiterempfehlen kann! Spannung und ein flotter Plot machen die kleinen Mängel relativ nichtig, sodass man im Großen und Ganzen auf jeden Fall froh ist, es gelesen zu haben. Pluspunkt: Kein langweiliges Happy End, sondern eines, dass im Kopf des Lesers nachhallt und zum Nachdenken anregt.
4/5 Sternen von mir!