Rezension

Eine Entscheidung - viele Schicksale

Das Haus auf der Blumeninsel - Christiane Lind

Das Haus auf der Blumeninsel
von Christiane Lind

Als Lauras Mann stirbt, stirbt auch sie innerlich. Sie kann ihn und die Zeit mit ihm nicht vergessen und fällt in ein tiefes Loch, aus dem ihre Schwester versucht, sie herauszuziehen.
Letztendlich gibt sie nach und geht für eine Weile nach Madeira, wo ihre Großtante Grace ein Haus am Leuchtturm besitzt.
In dem alten Haus findet sie Briefe, die schon sehr alt sind. Briefe, die eine Amelia an ihre ungeborene Tochter geschrieben hat, Briefe, die ans Herz gehen.
Kann es die Amelia sein, die seinerzeit ein Buch mit selbstgezeichneten Blumen herausgebracht hat, die man die Blumenmalerin genannt hat?
Dieses Buch war der Anlass für Lauras Liebe zu Blumen und zum Garten.
Die Neugierde ist erwacht, aber wird es ihr gelingen, nach 80 Jahren die Geheimnisse, die es um Amelia gibt, zu lüften? …

Die Geschichte beginnt 1929, als Amelia die Briefe an ihre ungeborene Tochter schreibt.
Ihre Schwester Bethany hat ihr ihre Liebe genommen, ihren Liebsten Zachary, und ihn geheiratet, obwohl sie wusste, dass Amelia von ihm schwanger war.
Bethany war ein Kind, das alles beanspruchte, was Amelia gehörte. Da ihr niemand gewachsen war, bekam sie auch all ihren Willen erfüllt. Sie log und denunzierte erfolgreich, sie kam damit immer durch.

Als dann Bethany eines Tages eine nicht wiedergutzumachende Entscheidung trifft, zerstört sie das Leben vieler nachhaltig.

Durch die gefundenen Briefe und Erinnerungen wechselt die Geschichte abwechselnd durch die Zeiten der damaligen und der folgenden Generationen. Man liest von unglücklichen, aber auch starken Frauen der Familie, mögen sie Amelia, Emma, Grace oder auch Laura heißen. Keine von ihnen hatte es leicht, aber alle waren oder sind stark und zur Liebe bereit.
Jede dieser Frauen ist ein starker Sympathieträger und ich als Leser habe mit ihnen gelebt, geliebt und gelitten. Nicht eine dieser Frauen hat aufgegeben, manchmal war nur der Tod stärker. Die Hoffnung hatte sie nie verlassen.

So nach und nach wird auch das ganze Ausmaß sichtbar, das Bethanys Entscheidung als Urspung hatte. Die Auswirkungen gehen bis in die heutige Zeit und noch immer gibt es jemanden, der darunter leidet.

Anfangs hatte ich ein paar Probleme beim Herstellen der Zusammenhänge durch das Wechseln der Zeiten und den vielen Namen. Nachdem ich mich eingelesen und die Zuordnung der Personen hergestellt hatte, war das kein Problem mehr. Schließlich muss man die Protagonisten ja irgendwann kennenlernen.

Ein wunderbar geschriebenes Buch, das mich meine Umwelt während der Lektüre hat vergessen lassen. Ich lebte durch die Zeiten und war fassungslos über die neidische Boshaftigkeit einer Frau, die das Leben vieler zerstört hatte, die ihr Leben lang nicht einmal auf die Gefühle anderer Rücksicht genommen hat.

Die Bücher, in denen die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpft ist und letztendlich eine Einheit bildet, sind meine bevorzugte Lektüre.
Das hier ist so ein Buch. Ein Buch voller Liebe, Leid, Hoffnungen, Sehnsüchte, aber auch Bösartigkeit, das ich nicht aus der Hand legen konnte.
Auch ist es der Autorin gelungen, die Schönheit der Insel Madeira dem Leser bildlich nahezubringen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.