Rezension

Eine etwas andere, nicht ganz einfache Sichtweise auf das Leben von Mandela

Mandela. My Prisoner, My Friend. Mandela. Mein Gefangener, mein Freund, englische Ausgabe - Christo Brand

Mandela. My Prisoner, My Friend
von Christo Brand

Bewertet mit 4 Sternen

Mandela: Mein Gefangener, mein Freund erzählt, wie es der Titel schon vermuten lässt, einen Großteil des Lebens Mandelas, beginnend mit seiner Haft auf Robben Island und darüber hinaus bis zum Tag seiner Beerdigung und über wesentliche Teile des ganzen Lebens von einem seiner Gefängniswärter bzw. dem Gefängniswärter überhaupt, der am meisten direkt für das Wohl von Mandela und einigen seiner Mitgefangenen verantwortlich war, namens Christo Brand.

Christo Brand wuchs recht untypisch für südafrikanische Verhältnisse in einer Umgebung auf, welche es zuließ, dass er nicht die für sein Land zur damaligen Zeit typische Abneigung gegenüber dunkelhäutigen Afrikanern entwickelte. Dies begründet wohl auch, seine sehr menschliche, respektvolle Haltung die er seinen Gefangenen entgegen brachte. Zumindest schaffte er es durch das umgehen und biegen so mancher Regel das Leben seiner Gefangenen etwas besser zu machen, als es das Gesetz und der Sicherheitsapparat Südafrikas eigentlich zulassen sollten. Diese sehr menschliche Haltung prägt auch das ganze Buch, in welchem die Erzählungen einen des öfteren schon sehr nahe gehen und zu Tränen rühren können. Teilweise merkt man aber auch, dass da ein Mensch schreibt, der sehr viel durch Bürokratie in seinem Leben geprägt war, sodass mir das Lesen doch an manchen Stellen etwas schwer fiel, weil man mit Informationen zu Routineabläufen sehr stark voll gestopft wird. Dies ist wohl zugleich der größte Vorteil und auch der größte Nachteil des Buches, da man so auch ein kleines Stück weit die Monotonie eines derartigen Gefangenenlebens verdeutlicht bekommt.

Darüber hinaus werden in dem Buch nicht nur Erzählungen aus dem Leben der Männer geschildert, sondern man erhält auch viele Hintergrundinformationen zu den politisch-historischen Hintergründen der Ereignisse. Ob hier der Stil optimal gewählt wurde, bin ich mir nicht so sicher. Teilweise fühlte ich mich ein wenig durch die vielen Informationen wie erschlagen und hatte Schwierigkeiten sie alle auch richtig zu verarbeiten und hätte mir gewünscht, dass man es mehr bei reinen Schilderungen der Geschehnisse im Leben der Männer belassen hätte. Das ging so weit, dass ich teilweise ein wenig Pause von dem Buch machen musste. Andererseits ist das Wissen der Hintergründe schon relativ wichtig um die Geschehnisse richtig einordnen zu können und nicht jeder möchte deswegen noch einmal eine zusätzliche Sachlektüre bemühen.

Im Großen und Ganzen muss ich das Buch aber als sehr gelungen bewerten und sagen, dass es mir eine Freude war es lesen zu dürfen, sodass ich es getrost weiter empfehlen kann. Man sollte halt bloß mit dem Wissen an das Buch heran gehen, dass es keine leichte Lektüre für Nebenbei ist, sondern schon recht viel Aufmerksamkeit verlangt.

Zu erwähnen sei noch, dass in dem Buch auch einige Fotos zu finden sind, welche einem dazu verhelfen noch etwas mehr Nähe zu seinen Protagonisten aufzubauen. Und wer nach der Lektüre Lust hat Kontakt zu seinem Autor aufzubauen hat dazu relativ einfach die Möglichkeit, da er heute die Tourismuseinrichtungen auf Robben Island betreut, zu denen er auch einiges Interessantes im Buch berichtet.