Rezension

Eine Frage der Ehe

Eine treue Frau
von Jane Gardam

Bewertet mit 4 Sternen

Das Spiel der Webmuster auf dem Buchcover geht auch beim zweiten Band der Trilogie von Jane Gardam weiter, wenn auch weniger reizvoll für meinen ganz persönlichen Geschmack. Aber Überzeugung ist diesmal nicht durch äußere Reize nötig, wer den „Untadeligen Mann“ gelesen hat, will nun auch die treue Frau dazu kennenlernen, die doch so alles andere als treu in Band 1 erschienen ist.

Der Beziehung von Betty und Eddie lässt es an großen romantischen Gefühlen fehlen. Der ungelenke Eddie bittet seine Freundin auf dem Briefpapier seiner Kanzlei um ihre Hand und Bettys Beweggründe JA zu sagen, sprechen ebenfalls nicht von überwältigten Gefühlen. Was verbindet also diese beiden Menschen miteinander und wie konnte ihre Ehe all die vielen Jahrzehnte überdauern? Jane Gardam hat darauf keine einfache Antwort. Sie bleibt ihrem Erzählstil aus Teil 1 treu, bindet die Erzählperspektive an wechselnde Figuren und teilt mir Leser nur mit, was sie für wichtig erachtet, um den Spannungsbogen aufrecht zu halten und die Überraschungsmomente auf ihrer Seite zu wissen. Mit kurzen, trockenen Sätzen sprengt sie immer wieder für einen Moment die gesamte Handlung auf, um dann zurück in die begonnenen Erzählpfade zu treten. Ich erwische mich regelmäßig dabei, wie ich die Figuren einordne und bewerte, um dann zu merken, wie manipulierbar ich eigentlich als Leser bin, wie ausgeliefert der Autorin, die durch ihre Erzählweise meiner Interpretation den Rahmen liefert. Doch Jane Gardam will mich nicht vorführen, ich fühle sie auf meiner Seite und bin ihr dankbar, dass sie mich sensibilisiert für ihre Figuren, die nicht schwarz oder weiß daherkommen, sondern deren Lebensweg, das Weltgeschehen und die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen sie beeinflussen, prägen und zu den Persönlichkeiten werden lässt, die mir Eingangs beider Bücher begegnen. Eddie und Betty schließe ich ganz in mein Herz, verstehe ihre Beweggründe und freue mich im Nachhinein sogar über ihre Fehltritte. Ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen mit den beiden in Band drei und freue mich auf weitere Lesestunden mit diesem feinen ironischen Wortwitz von Jane Gardam.