Rezension

Eine Frau geht ihren Weg. Respekt!

Oben ohne - Evelyn Heeg

Oben ohne
von Evelyn Heeg

Bewertet mit 5 Sternen

In Evelyn Heegs Familie kam es leider schon vermehrt zu Brustkrebsfällen, so starb ihre Mutter daran, nun ist außerdem auch ihre Oma noch daran erkrankt. Evelyn erfährt, dass man sich testen lassen kann, ob eine entsprechende Mutation vorliegt.

Die Thematik des Buches hat mich sehr angesprochen und gleichzeitig auch berührt, auch wenn ich keinen direkten persönlichen Bezug dazu habe. (Nun gut, indirekt, wenn man so will, zwei Kursteilnehmerinnen bei einem Kurs, den ich mitmache, waren betroffen.) 
Evelyn Heeg geht sehr offen mit der Möglichen "Erkrankung" (die ja bisher keine ist, sondern lediglich eine Mutation, die dazu führen kann, dass bei ihr Brustkrebs ausbricht) um. Sie schildert sehr gut nachvollziehbar ihre Ängste und Sorgen, aber auch ihre Möglichkeiten. Durch die Erkrankung ihrer Oma wird dieses Thema, das sie bislang auf "später" verschoben hat, wieder aktuell und sie geht es an, das Austesten, ob sie die Mutation in sich trägt. Sie schreibt jedoch nicht nur über die Erforschung dieser Mutation, sondern auch über ihr Leben mit ihrem Mann, in der Schule sowie mit Freunden und Bekannten, wie diese beispielsweise damit umgehen, dass sie sich einer Mastektomie (= Entfernen der Brüste) unterziehen will. (Jedoch mit Wiederaufbau!)

Entsprechend nimmt man auch Teil am Leben von Evelyn Heeg und erlebt das Hoffen und Bangen hautnah mit, merkt, wie sie einfach keine Kraft mehr hat, wie das ganze Prozedere an ihr zehrt, etc.

Ab und an gibt es auch kurze Kapitel in denen Tino Heeg, ihr Ehemann schildert, wie manches aus seiner Sicht war, hier bekommt man noch einmal einen anderen Einblick, wobei man merkt, dass die beiden sehr harmonisch miteinander umgehen und er auch Verständnis für die Situation aufbringt. Er hilft seiner Frau wo er nur kann, was man vor allem an späterer Stelle im Buch lesen kann, ich möchte hier jedoch nicht vorgreifen.

Mich hat das Buch sehr gepackt, ich wollte immer wieder wissen, was beim Test heraus kommt, wie es weitergeht, ob alles soweit klappt. Vom Schreibstil ist es meiner Ansicht nach sehr gelungen, man kann alles gut nachvollziehen, es wird auch immer wieder alles medizinische direkt sehr gut erklärt. Außerdem gibt es noch ein Nachwort von Prof. Dr. med. Rita Schmutzler, einer behandelnden Ärztin von Evelyn Heeg.

Ein heftiges Thema, über das aber durchaus geredet werden darf, muss und soll, wie ich finde, ich konnte mir v.a. zu Beginn des Buches keine direkte Vorstellung machen, wie die Mastektomie selbst genau abläuft - nach dem Lesen weiß ich hier nun mehr.

Das Buch hat mir sehr gefallen, ich finde es durchaus wichtig, dass sich Menschen an solch ein Thema heran trauen (Schriftsteller wie Leser), ich finde es bewundernswert, dass Evelyn Heeg über diese durchaus sehr emotionale Phase mit dem Buch berichtet. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen sowie eine Empfehlung.