Rezension

Eine Frau geht ihren Weg und schleift so einige Männer mit sich mit

Lady Africa - Paula McLain

Lady Africa
von Paula McLain

Hatte mir deutlich mehr erwartet. Viele gute Ansätze sind vorhanden, aber letztendlich reicht es nur für ein befriedigend.

***Inhalt***
Hier wird die Lebensgeschichte von Beryl Markham fiktiv nacherzählt. Die erste Frau, die in einem Flugzeug den Atlantik überquerte. Aber auch die Frau, die in Kenia groß geworden ist, Pferdetrainerin wurde und das fünfte Rad am Wagen des Liebespaares Karen Blixen und Denys Finch Hatton, welches aus "Jenseits aus Afrika" bekannt ist, war.

***Meine ausführlichere Meinung***
Vorneweg: Beryl ist zwar ein interessanter und außergewöhnlicher Charakter, aber auch einer, der nicht besonders liebenswert ist. Ganz im Gegenteil. Sie macht eine Entwicklung durch, die sie zumindest für mich immer unsympathischer machte. Aber ich muss Figuren nicht unbedingt mögen, um ein Buch zu lieben, wenn es stimmig ist. Doch das war "Lady Africa" für mich leider nur in Teilen.

Man begleitet Beryl etwa vom Alter von 4 Jahren. Die junge, wilde Beryl gefiel mir am besten, auch hat man hier am meisten von der Kultur Kenias mitbekommen. Je älter Beryl wurde, desto mehr traten ihre Lebensumstände in den Hintergrund und werden nur am Rande erwähnt. Das fand ich sehr schade, da gerade der erste Weltkrieg oder die "Umfirmierung" des Landes zu Kenia so viel Potenzial geboten haben und lediglich in Nebensätzen zum Tragen kommen.

Dafür wird immer mehr der Fokus auf Beryls diverse Männergeschichten gelegt, die ich teils anstrengend, teils uninteressant und teils fast regelrecht abstoßend fand. Diese haben mir das Buch in ihrer Ausführlichkeit das Buch dann leider auch etwas verleidet.

Beryl trifft unangenehme Entscheidungen und steht zu ihnen, das schätze ich an ihr. Aber die Leistung, für die sie der Nachwelt im Gedächtnis geblieben ist - der Transatlantikflug - wird lediglich kurz im Prolog sowie Epilog erwähnt. Die eigentliche Geschichte (kurz vor dem Epilog) endet mit einem Ereignis einer noch relativ jungen Beryl. Ihre weitere Entwicklung bzw. der Sprung zum großen Flug fehlt. Das war mir dann doch sehr abrupt. Überhaupt kam es mir oft so vor, als würden nur Szenen von Männergeschichten aneinandergereiht und anderes fast vollständig ausgeklammert.

Den Schreibstil möchte ich ebenfalls erwähnen, dies geht jedoch nicht in meine Bewertung ein, da ich nicht weiß, inwiefern gewisse Dinge auch der Übersetzung geschuldet sind. Er ist stark adjektiv- und metaphernlastig, die letzteren sind einige wenige Male nicht so passend bzw. mir eher negativ aufgefallen. Meinen Geschmack traf er nicht.

Schade finde ich, dass im Nachwort nicht erkenntlich wurde, wie viel sich die Autorin bei der Lebensgeschichte Beryls selbst ausgedacht hat (Stichwort kreative Freiheit).

***Fazit***
Für Fans von "Jenseits von Afrika" fast ein Muss, da die bekannte Liebesgeschichte aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet wird. Wer sich für interessante Frauen der Geschichte begeistern kann, wird hier ebenfalls genug Material finden. Jedoch sei gewarnt, dass Hauptfigur Beryl keine Sympathienträgerin ist und für mich persönlich leider der Fokus viel zu sehr auf Männergeschichten gelegt wurde, Zeitgeschichte und Kultur viel zu kurz kamen.