Rezension

Eine Geschichte, die berührt

Chucks - Cornelia Travnicek

Chucks
von Cornelia Travnicek

Bewertet mit 4 Sternen

Mae ist Anfang zwanzig und erzählt uns in diesem Buch ihre Geschichte.

Sie musste in ihrem Leben schon viel erleiden. Ihr vier Jahre älterer Bruder erkrankte an Krebs als Mae gerade einmal 10 Jahre alt war. An der Krankheit und dem damit verbunden Tod des Bruders ist die Familie zerbrochen. Mae selbst scheint dieses Erlebnis nie richtig verarbeitet, vielleicht gar nicht verstanden zu haben. Jedenfalls ist sie irgendwann auf der Straße gelandet, hat sich mit Punks angefreundet und mit ihnen die Straßen von Wien unsicher gemacht. Schließlich hat sie eine Straftat begangen und musste dafür einige Zeit in einem Aids Hilfe Haus arbeiten.

Bei der Arbeit lernt Mae einen Mann kennen, Paul. Paul ist infiziert und dennoch fühlt Mae sich zu ihm hingezogen. Sie bricht ihre derzeitige Beziehung ab und zieht zu Paul, begleitet ihn auch als dessen Krankheit ausbricht.

Auch wenn das Mae nicht bewusst ist und die Autorin das in ihrer Geschichte auch nicht ausdrücklich erwähnt, so ist die Begleitung des kranken Paul bis zu dessen Tod für Mae doch eine Art Erfahrung, die ihr zuvor verwehrt wurde. Vielleicht kann sie erst durch diese Trauerbewältigung auch den Verlust ihres Bruders aufarbeiten, der ihr genommen wurde ohne dass sie es wirklich begreifen konnte, ohne dass sie in der Lage war wirklich Abschied zu nehmen.

Chucks spielen in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Sie sind das Einzige was Mae nach dem Tod ihres Bruders von ihm bleibt und sie begleiten sie durch ihr Leben. Seine Chucks werden verschlissen während Mae auf der Straße lebt, während sie in einer Beziehung steckt, während sie den aidskranken Paul kennenlernt und ihn begleitet.

Chucks das ist ein Buch, das berührt. Die junge Autorin Cornelia Travnicek schafft es auf nur 192 Seiten eine ganze Menge Emotionen beim Leser auszulösen. Trauer und Glück sind ständig spürbar und es wird deutlich was Leben bedeutet.

Dafür spielt es übrigens keine Rolle, ob von Pölster oder Kissen, von Kästen oder Schränken, von Zehennägeln oder Fußnägeln die Rede ist. Die Botschaft bleibt eben gleich. Erinnerungen sind wichtig und man sollte sie haben dürfen. Mit seiner Trauer muss man sich auseinander setzen und das auch dürfen. Sein Leben sollte man leben, der Tod aber gehört dazu.

Copyright © 2012 by Iris Gasper