Rezension

eine Geschichte mit Potential

Transitmordroute - Stephan Dorfmeister

Transitmordroute
von Stephan Dorfmeister

Bewertet mit 2.5 Sternen

Paul Karasic wird zu einem neuen Auftrag ins Salzkammergut gerufen, eine Bank beauftragt ihn, die Bücher der Spedition Europtrans näher in Augenschein zu nehmen. Sein erster Arbeitstag ist lang, Paul arbeitet bis spät in die Nacht. Um sich noch kurz die Beine zu vertreten macht er einen Rundgang über das Speditionsgelände. Aus einem abgestellten Container vernimmt er Rufe und Klopfzeichen, kurz entschlossen öffnet er den Container und findet dort in einem Verschlag entkräftete, illegal nach Österreich eingeschleuste Leute aus dem Ostblock. Der Sicherheitsdienst der Firma ist schnell auf dem Plan, bis auf ein Paar flüchten die Menschen in alle Richtungen. Karasic versteckt das Paar spontan in seinem Kofferraum und verhilft ihnen zur Flucht. Als er die Geschichte von Juri und der hochschwangeren Kalinka aus Belarus hört, beschließt er, ihnen zu helfen und mobilisiert seinen Kontakte im Innenministerium. Seine Nachforschungen führen ihn über Schlepperbanden und Immobilienübernahmen bis hin zur russischen Mafia.
 
Das Thema ist brisant und interessant, eigentlich unvorstellbar, dass in Deutschland und Österreich Menschenhandel betrieben wird. Der Autor hat zur Materie gut recherchiert, die Details zu den Geldtransfers, Firmenstrukturen und wie die Transporte ablaufen waren interessant zu lesen. Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, auch wenn die Protagonisten, bis auf Paul, für meinen Geschmack etwas zu blass blieben und insgesamt alles viel zu glatt lief. Bis auf eine gefährliche Situation laufen die Ermittlungen wie "geschnitten Brot", von den Involvierten wiederum kennt jeder eine Person, die bereitwillig mithilft, einen Gefallen schuldet oder Einfluss hat. 
 
Was mich mehr gestört hat war, dass die Geschichte mit viel Potential eher trocken und unspannend zu lesen ist. Gefühle der Protagonisten spielen nur eine untergeordnete Rolle und auch die Gedankengänge von Paul bleiben im Dunklen. Es liest sich weniger wie ein Krimi oder Roman, als fast wie ein Sachbuch bzw. ein Bericht. Im Buch wird vieles beschrieben, wer was macht und sagt, Dialoge sind eher wenige vorhanden. Und selbst die Dialoge wirken gestelzt und wie eine Aneinanderreihung von Monologen. Wenn jemand etwas sagt ist es meist sehr viel, es geht teils über eine Seite hinweg und oftmals kommt dann nur noch eine Antwort, so dass ich nicht das Gefühl hatte, einen wirklichen  Dialog zu erleben. Gut wiederum fand ich die Gliederung der Kapitel mit Ort und Zeitangabe, so dass man jederzeit einen guten Überblick über die Handlung hatte. Und sehr gefallen hat mir Paul Karasics Vorliebe für gutes Essen.
 
Fazit: Eine interessante Geschichte, zu trocken und nüchtern erzählt. So gibt es nur 3 Sterne.