Rezension

Eine gute Geschichte, jedoch war mir die Protagonistin unsympathisch

A little too far - Lisa Desrochers

A little too far
von Lisa Desrochers

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:
Niemand steht ihr näher, als ihr Stiefbruder Trent. Ihm kann sie alles erzählen, er fängt sie auf, wenn sie fällt, er ist ihre Schulter zum anlehnen. Doch bald schon wird Lexi im Ausland studieren und ihr graut jetzt schon davor. Doch vor ihrer Abreise passiert etwas, was nicht hätte passieren dürfen. Und Lexi ist froh, nach Italien flüchten zu können, doch auch der größte Abstand lässt sie nicht zur Ruhe kommen und ihre Gedanken kreisen ununterbrochen um Trent. So kommt ihr Reverend Alessandro ganz recht, dem sie recht schnell ihr Herz öffnet und der zumindest ein bisschen Klarheit in ihre Gedanken bringt. Doch ohne es zu wollen, kommt er ihr näher und näher und Lexi fällt in das nächste Loch.

Meine Meinung:
Ich bin etwas zweigeteilt. Zum einen haben wir hier eine Geschichte, die an sich sehr viel Potential hat, mir gefällt die Thematik. Zum anderen aber ist da eine Protagonistin, die ich einfach nicht mochte. Weder am Anfang, noch in der Mitte, noch am Ende.

Wie man eigentlich schon im Vorfeld erahnen kann, geht es hier um Gefühle, die Lexi zum Verzweifeln bringen. Denn sie liebt ihren Stiefbruder. Ihren angeheirateten Stiefbruder. Und das ist etwas, was ich das ganze Buch durch nicht verstehen konnte. Die Beiden stehen in keinem verwandschaftlichen Verhältnis. Ich frage mich auch nach Beenden des Buches ernsthaft, wo hier überhaupt das ganze Problem ist. Aber lassen wir es mal so dahingestellt, jeder Mensch tickt ja anders, und für Lexi ist es nun mal ein riesiges Problem, vor dem sie flüchtet.

Was mir noch weniger gefiel war aber Lexis Gedankenmuster. Auf der einen Seite so prüde wegen Gefühlen gegenüber ihrem angeheirateten Stiefbruder, auf der anderen Seite hat sie nur Sex im Kopf. Wäre Lexi ein Mann gewesen, ich hätte gesagt, ganz klar schw...gesteuert. Und mich persönlich nervte das enorm. Denn eigentlich war man sich nie sicher, ob Lexi wirklich Gefühle oder lediglich Triebe hat. Das setzt sich dann noch fort, als sie Alessandro, einen angehenden Reverend, trifft. Auch er ist sehr nett und zuvorkommend - ich frage mich, was die alle an Lexi finden - doch ganz klar ein Mann, der sich Gott versprochen hat. Aber auch hier hört Lexis Gedankenkarussell einfach nicht auf.

Überhaupt fand ich den Wechsel immer wieder sehr extrem. Auf der einen Seite Lexis Liebe zur Kunst, besonders zu Michelangelo. Die Beschreibungen seiner Werke, Lexis Besessenheit zu ihm, die für mich eigentlich schon von Charakter und gutem Geschmack zeugte. Dann wieder nur Lexis Gedanken, die sich um Sex drehten. Genau so merkwürdig fand ich die Barbesucher und die alte Frau im Hause, die ständig erwähnt wurden, aber letztendlich keinerlei Rollen spielten und klanglos verschwanden. Es war immer, als hätte man hier oder da eine Idee aufgegriffen, ins Buch genommen und dann für nebensächlich betrachtet.

Ein paar Sachen im Buch waren mir auch zu oberflächlich. Ich hätte gerne etwas ausführlicher über Alessandros Vergangenheit und Gegenwart gelesen, vor allem über seine Mutter, die ja doch eine Rolle spielte, aber zu einer kümmerlichen Nebenrolle abgetan wurde. Aber auch Trents Vergangenheit oder auch Lexis. Sicherlich spielen sie keine Rolle, doch es hätte vielleicht ein bisschen was über die Beziehung der Beiden ausgesagt.

Dennoch fand ich die Idee der Geschichte sehr schön und das machte es mir trotz der Kritik relativ einfach, das Buch durchzulesen. Ich hatte auch immer noch Hoffnung, Lexi irgendwann zu mögen, leider blieb mir das verwehrt. Das Ende war vorhersehbar, dennoch hat es mir sehr gut gefallen, wenn mir hier auch noch ein bisschen was gefehlt hat.

Fazit:
Ein nettes Buch, bei dem mir leider die Protagonistin bis zum Schluss recht unsympathisch blieb. Das brachte mit sich, dass man ihr Verhalten oft nicht so toll fand. Dennoch war die Geschichte nett und das Buch ließ sich leicht bis zum Ende lesen.  Schade, denn ich mochte die Fantasy-Reihe der Autorin sehr gern und auch ihren Schreibstil.