Rezension

Eine gute Idee scheitert an ihrer Umsetzung..

Ein sterbender Traum
von Shiying Müller

„Ich heile die Seelen der Menschen mit meiner Musik“[...] Doch als ich vor wenigen Tagen vor meinem Gletscher stand, kam mir das erste Mal der Gedanke...Vielleicht ist das nicht genug.“ -S.37

Inhalt:

Loannas größter Traum ist es, eine berühmte Violinistin zu werden. Doch, dann kommt alles anders als gedacht. Denn plötzlich steht der geheimnisvolle Luca vor ihrem Haus und eröffnet ihr, dass sie nicht die ist, die sie ihr ganzes Leben lang dachte zu sein..

 

Meine Meinung:

Der Einband des Romans ist wunderschön und verspricht eine Geschichte vom Träumen, Romantik und Fantasy, gepaart mit ernsteren Themen wie der Umwelt.Aber leider hat dieses Konzept für mich so nicht funktioniert.
Viel zu viele Baustellen hat die Geschichte rund um die Violinistin Loanna leider noch, sowohl in Form als auch Inhalt. Aber beginnen wir einmal mit der Form.
Ich bin ein großer Fan von ausgefeilten und sehr detaillierten Schreibstilen, doch hier beschreibt Shiying Müller das Geschehen leider nur in sehr kurzen und abgehackten Sätzen. Dadurch wirken die Satzkonstellationen oftmals nur wie aneinandergereihte Hauptsätze und es hat seine Zeit gedauert, bis ich mich halbwegs daran gewöhnt hatte und sich ein normaler Lesefluss einstellen konnte.                                      
Auch die einzelnen Szenen werden nur sehr kurz angerissen und wirken dadurch sehr sprunghaft. Kaum verweilt die Autorin mal etwas länger in einem Moment oder geht näher auf Dinge ein. Sie springt viel mehr von Szene zu Szene. Das war schade, weil sich so oftmals kein richtiges Bild bei mir einstellen konnte.
Self-Publishing Werken bin ich selten skeptisch gegenüber eingestellt, weil es wirklich ein paar Schätze gibt, auch wenn es kein richtiges Lektorat gibt. Aber hier haben sich deswegen leider so einige Rechtschreibfehler eingeschlichen. Ich bin wirklich nicht Jemand, der nach Fehlern sucht, im Gegenteil, meistens überlese ich diese sogar einfach. Aber hier treten sie leider so gehäuft auf, dass es den Lesefluss hin und wieder doch schon gestört hat.

Nun zum Inhalt.                                                                            
 Die Idee in einem einfachen Fantasyroman für junge Leser das schwierige Thema des Klimawandels und der Umwelt generell kritisch zu beleuchten, ist wirklich interessant. Die Idee hält so viel Potential bereit und hätte dem Roman wirklich das gewisse Etwas geben können. Doch leider, wie oben schon einmal erwähnt, hat es für mich nicht funktioniert.                              
Die Autorin konfrontiert ihre Figuren und den Leser mit den Problemen, welche erst durch das Fehlverhalten der Menschen entstanden sind und kritisiert sie. Dies geschieht aber leider auf so eine Hau-Drauf-Weise, dass es bei mir nicht wirklich seinen Zweck erfüllt hat. Anfangs wurde ich als Leser noch zum nachdenken angeregt. Im weiteren Handlungsverlauf wird jedoch das Thema in jedem erdenklichen Dialog aufgegriffen, zerkaut und die Hauptsaussage dem Leser quasi jedes Mal ins Gesicht geschleudert. Die Menschen sind böse und schlecht und die anderen die Guten. Böse, böse, böse Menschen.
Ich muss sagen, mit der Zeit hat mich das einfach nur noch genervt. Eine subtilere Art mit dem Thema umzugehen und es dem Leser näher zu bringen wäre an dieser Stelle vielleicht effektiver gewesen als einfach nur ein Problem nach dem anderen aufzuzählen und mit der Konsequenz aus einem Dialog herauszugehen, wie böse wir Menschen doch sind. Denn so konnte ich zu keiner Zeit irgendein Mitgefühl für diejenigen aufbringen, die uns Menschen in unserem Handeln und Denken kritisieren. Es war einfach „too much“.

Die Art und Weise, wie uns die Autorin an diese paranormale Welt heranführt, der auch die Protagonistin Loanna zum ersten Mal begegnet, empfand ich ebenfalls als nicht glücklich gewählt. Denn von unserem Hauptcharakter kommen keine nachvollziehbaren Reaktionen und Gedanken. Es wird nur so durch die große Enthüllungsszene gehetzt, dabei ist es, meines Erachtens, immer sehr schwer eine solche Szene wirklich glaubhaft zu erzählen. Ein wenig mehr Zeit und ein ausgefeilteres Denken der Charaktere hätte hier wahre Wunder bewirkt. Loanna jedoch nimmt all das, was ihr berichtet wird einfach so hin, hinterfragt es nicht einmal oder hegt auch nur den leisesten Gedanken der Skepsis. Ebenso alle anderen Charaktere. Es folgt ein kurzer (wirklich seeehr kurzer) Moment der Überraschung, dann die Akzeptanz, nur um dann schließlich logischerweise einmal um die halbe Welt zu fliegen. Weil es alles ja so plausibel klingt.                                                       
Das hat Loanna für mich als Protagonistin einfach viel zu unglaubwürdig gemacht. Allgemein ist ihr Charakter die meiste Zeit über sehr blass geblieben. Gegen Ende wird dem Leser ein oder zweimal auf die Nase gebunden, wie liebenswert und herzensgut sie ist, aber vielmehr erfährt man über sie nicht. Warum jeder sie mag oder sich sogar reihenweise in sie verliebt hat habe ich leider nie wirklich verstanden.

Positiv war jedoch, dass die Liebesgeschichte nicht von Anfang an wirklich ersichtlich ist, wie es leider oftmals der Fall ist in solchen Büchern. Man fragt sich, wer wohl derjenige welche sein wird, was gewissermaßen ein wenig Spannung in das Ganze streut.
Abschließend jedoch kann gesagt werden, dass „Ein sterbender Traum“ wirklich gute Ansätze hat, welche jedoch leider nicht wirklich gut umgesetzt werden konnten. Die Handlung hat zu wenig Fahrt, die Charaktere sind zu blass und unglaubwürdig, die Handlung zu unausgereift und das heikle Thema wurde nicht mit genug Fingerspitzengefühl angegangen.
2,5 Sterne.