Rezension

eine herrlich erfrischende Geschichte

Land aufs Herz - Annell Ritter

Land aufs Herz
von Annell Ritter

Bewertet mit 4 Sternen

Carla hat sich mittlerweile gut in Brägenbeck eingelebt. Ihre Pension läuft hervorragend. Mit der Bewirtung ihrer Gäste, dem Führen der Pension und der Pflege des Gartens und ihrer Hausschweine ist sie ausgelastet - so sehr, dass sie für sich und ihren Freund Kai fast keine Zeit mehr findet. Und so hat der Alltag bei den beiden Einzug gehalten. Carla möchte dem Abhilfe schaffen, weiß aber nicht so recht, wie sie da wieder rauskommen sollen.
Als in Brägenbeck ein "Spargelripper" sein Unwesen treibt, fühlt sich Carla zusammen mit ihrer Münchener Freundin Lou und der spirituell angehauchten Gundula fast verpflichtet, dem Polizist Wendelin Meyerbär bei der Aufklärung zu helfen. Für Carla ist dies auch eine willkommene Abwechslung, um allem etwas zu entfliehen.
Und so macht sich das doch recht ungleiche Frauentrio an die Aufklärung des doch ungewöhnlichen Falles.
Nach dem nun dritten Band der Brägenbeck-Reihe bin ich doch etwas verliebt ihn die so herrlich chaotischen und leicht durchgeknallten Charaktere, die die Pension der Protagonistin Carla bevölkern. Allen voran natürlich Carla, die es geschafft hat, sich von der Stadtpflanze zu einer doch recht ländlichen Powerfrau zu gestalten. Zusammen mit ihrer Freundin Lou, die sich in Brägenbeck genauso zu Hause fühlt, wie in ihrer Heimatstadt München und der spirituellen Fachfrau Gundula bildet sich somit ein Trio der ungewöhnlichen Art. Doch die drei ergänzen sich wiederum so genial. 
Die Nebencharaktere sind auch sehr schön ausgearbeitet. Hier z. B. Kai, Carlas Freund. Er ist ein Schelm, weiß aber auch die romantische Seite auszuleben und hat auch immer einen klugen Spruch parat, wenn es Carla mal nicht so gut geht. 
Das die beiden nach nun längere Beziehung in das "Alltagsloch" fallen, ist klar, doch versuchen beide auch immer wieder eine Belebung ihrer Beziehung. Sei dies durch kleine romantische Gesten, Besuchen beim Lieblingsitaliener oder einfach durch einen Kuss im Vorbeilaufen. Hier merkt man deutlich, dass die beiden sich gesucht und gefunden haben. 
Der Polizist Wendelin Meyerbär, der allein schon durch seinen Namen ein Unikat ist, sticht diesmal deutlich aus der Geschichte heraus. Er ist ein Charmeur, wie es im Buche steht, benutzt zu jeden passenden und unpassenden Momenten Sprüche, die fast schon peinlich sind und lässt auch sonst fast kein Wort-Fettnäpfchen aus. Aber trotzdem ist er sehr sympathisch und wenn es hart auf hart kommt, ist er ganz Profi. Nur schade, dass er noch kein weibliches Wesen für sich hat finden können. Aber vielleicht ist dies ja mal irgendwann der Fall, denn ich denke, dass es noch weitere Anekdoten aus Brägenbeck zu erzählen gibt und "Land aufs Herz" nicht die letzte Geschichte aus dem beschaulichen Dörfchen hoch im Norden ist.
Der Schreibstil des Autorenduos ist gewohnt witzig. Mehrmals musste ich schmunzeln, gerade wenn die Münchener High-Society-Lady Lou mal wieder kein Blatt vor den Mund nimmt oder Gundula mit ihrer Naturverbundenheit und der Liebe zum Spirituellen ihre Wahrsager-Sprüche loslässt. 
Aber auch wenn alle so grundverschieden sind, haben es die Autorinnen sehr gut geschafft, doch alles harmonisch und passend zu gestalten. Sei es die Pension von Carla, die Ermittlungen des Trios, die junge Liebe zwischen Lous Sohn Augustin und Marie, der Tochter des Bauern Johannsen oder Dieter, Lous Ehemann, der es einfach mal gebraucht hat, in Brägenbeck vom Alltag in seiner Praxis abzuschalten und die erste Woche Urlaub einfach mal verschläft. 
Fazit:
Ein Besuch in Brägenbeck ist wie nach Hause kommen - warm, herzlich und Batterien-aufladend.