Rezension

Eine historische Familiensaga vor geschichtlichem Hintergrund

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten - Nadja Beinert, Claudia Beinert

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten
von Nadja Beinert Claudia Beinert

Bewertet mit 4 Sternen

Rückblick -
Mitte des 19. Jahrhunderts in Würzburg. Endlich … Viviana Winkelmann hatte nicht nur ihre Liebe im Julius-Spital gefunden, sondern auch ihren Weg zur Medizin.

Der zweite Band zur Reihe "Das Julius Spital" "Ärztin in stürmischen Zeiten" macht einen großen Zeitsprung und beginnt im Jahr 1895.
Inzwischen ist die Enkelin von Viviana in dem Alter, wo auch sie ihr Leben selbst bestimmen möchte. Und genau wie die Großmutter ist es Henrike  größter Wunsch, Medizin zu studieren, Ärztin zu werden. Doch da waren diese unüberwindbaren bürokratischen Hürden. Frauen und studieren ... Manchmal zeigen sich Wege auf, und seien sie durch einen familiären Anlass, dass Henrike als Reservewärterin heimlich in der Irrenanstalt des Julius-Spital wirken kann. Dort trifft sie einen französischen Medizinstudenten und verliebt sich …
Als dann von Professor Röntgen die "Sichtbarkeit" des Körpers durch seine neue Apparatur die Medizinwelt auf den Kopf stellt, wird sich einiges tun in Würzburg.
Henrike ist eine Charaktere, bei der man etliche Eigenschaften bzw. Charakterzüge der Großmutter Viviana erkennt. Sie ist ebenso davon besessen, für die Rechte der Frau zu kämpfen - wie ihre Großmutter. Deutlich wird hier wieder, wo die Gesellschaft den Platz der Frau sah. Was das Juliusspital und die Stadt Würzburg betraf, war es durch Röntgen nur gut, denn schon lange galt die Stadt nicht mehr als Medizinhochburg, wo jeder studieren wollte. Die Berliner Charite hatte ihr den Rang abgelaufen. Wieso Henrike sich als Irrenärztin spezialisieren will, das wird in der Handlung gut aufgeführt. Ebenso die sehr interessante Geschichte um die Röntgenstrahlen. Darüber hatte ich allerdings schon einmal einen sehr guten Bericht im Fernsehen gesehen.
Auch mit der Fortsetzung ist den beiden Autorinnen ein eindrucksvoller historischer Roman gelungen. Hier ist wahres und fiktives gut miteinander verbunden. Gute Hintergrundrecherchen werden in die Handlung verwoben.
Es sind nicht nur die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit gut dargestellt, sondern auch die Situation der normalen Leute. Die Protagonsten sind klar und deutlich beschrieben, denn es gibt ja doch etliche verschiedene Charaktere. Etliche Szenen sind so deutlich dargestellt, dass man meint, mit dabei zu sein.
Insgesamt kann ich "Ärztin in stürmischen Zeiten" empfehlen. Es ist eine gute Fortsetzung der historischen Familiensaga, aber der erste Teil war m. E. ein Stern besser.