Rezension

Eine Hommage an eine große Künstlerin

Anna Mahler -

Anna Mahler
von Gabriele Reiterer

Bewertet mit 5 Sternen

Anna Mahler (1904-1988), Tochter von Gustav und Alma Mahler, stand zeitlebens im Schatten ihrer berühmten Eltern. In ihrem eigenen Metier, der Bildhauerei, gelang es ihr dennoch, sich zu behaupten.

 

Was bleibt von Anna Mahler? Nicht viel mehr als zwei Mädchen-Skulpturen, die Kopf ihres Vaters in der Staatsoper und der von ihrem Geliebten, dem Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Heeresgeschichtlichen Museum. Die meisten ihrer Werke sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

 

Wien - New York - Wien. Die frühen Jahre
Das Tusculum am Semmering
Ein neues Leben in Berlin
Unterricht in Rom und Paris
Wien und die Steinbildhauerei
Exil in London
USA
Rückkehr nach Italien
Der musikalische Urgrund

 

Wenig Wochen vor ihrer ersten großen Einzelausstellung in Salzburg stirbt Anna Mahler mit knapp 84 Jahren in London.

 

Meine Meinung:

 

Obwohl dies die Biografie der Anna Mahler ist, kommt man an ihrer übermächtigen Mutter Alma Mahler nicht vorbei. Die Familie ist ziemlich dysfunktional. Dazu tragen die zahlreichen wechselnden Liebhaber der Mutter (u.a. Oskar Kokoschka) sowie ihre Ehen mit Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel bei.

 

Daher ist die, als Sechzehnjährige, übereilt geschlossene Ehe mit dem Dirigenten Rupert Koller eine Flucht aus der Umklammerung der Mutter, die in der jungen hübschen Anna eine Konkurrenz sieht. Insgesamt wird sie es auf vier Ehen und ebenso viele Scheidungen bringen.

 

Anna Mahler ist die Geliebte von Dr. Kurt Schuschnigg, dem Bundeskanzler des Ständestaates, und versucht, eine Verbindung zu den österreichischen Sozialdemokraten herzustellen, um - auch hier gegen den Mainstream - eine Front gegen Hitler und seine Nationalsozialisten aufzubauen. Annas Herkunftsfamilie mütterlicherseits, die Familie Moll sind stramme Nazis, die sich im April 1945 durch Selbstmord aus der Verantwortung stehlen.

Anna selbst ist durch ihren leiblichen Vater Gustav Mahler jüdischer Abstammung und muss vor den Nazis fliehen.

 

Obwohl ihre Herkunft so manche Türen öffnen könnte, bleibt sich Anna Mahler immer treu. Sie schwimmt in ihrer Kunst gegen den Strom, bleibt bis zu ihrem Tod unangepasst.

 

Dieses Buch ist das achte aus der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Verlag Molden. Das Buch ist hochwertig verarbeitet und enthält zahlreiche Bilder von Anna Mahler sowie Hinweise zu weiterführender Literatur.

 

Fazit:

 

Eine gelungene Hommage an eine zu Unrecht fast vergessene Künstlerin, der ich gerne 5 Sterne gebe.