Rezension

Eine interessante Idee, jedoch leider zu viel Familiendrama

Der letzte Weg -

Der letzte Weg
von Eve Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover ist sehr schlicht gehalten, was mich auf Anhieb neugierig auf den Inhalt gemacht hat. Es erweckt einen eher sterilen Eindruck, was gut zur Thematik der Geschichte passt.
Der Schreibstil der Autorin war zwar flüssig zu lesen, mir jedoch leider ein wenig zu sachlich und unterkühlt.

Erzählt wird die Handlung aus drei unterschiedlichen Perspektiven, wobei vorrangig England in naher Zukunft behandelt wird, wo aufgrund von Antibiotikaresistenzen viele leicht zu behandelnden Krankheiten zum Tode führen können. Die Ereignisse werden hier aus der Sicht der Krankenschwester Kate und Lily – einer fast 70-jährigen Seniorin, die in einer betreuten Wohneinrichtung lebt, erzählt.
Des Weiteren erhalten wir einige Rückblenden in die Vergangenheit, die aufzeigen, wie es zu der aktuellen Situation kommen konnte. Dabei wird im Laufe der Geschichte klar, dass die Vergangenheit sehr eng mit Kates und Lily’s Leben verknüpft ist. Der volle Zusammenhang wird zwar erst gegen Ende komplett aufgedeckt, jedoch konnte ich gewisse Verbindungen und Sachverhalte bereits recht früh erahnen.
Den Charakteren in diesem Roman mangelt es – mit Ausnahme von Lily und Kate – leider oft an Tiefe, sodass ich etwas Schwierigkeiten hatte, den Überblick zu behalten.
Eve Smith versucht an einigen Stellen, sehr nah an der Realität zu schreiben, was ihr nicht immer gelungen ist. Berührt haben mich vor allem die Einblicke des Heimalltags, da ich selbst aus der Pflege komme und nachempfinden kann, wie belastend und beschämend viele alltägliche Situationen für die Bewohner sein können. Erschütternd fand ich vor allem die Arbeit in den Krankenhäusern und den Umgang mit Themen wie Tod oder Sterbehilfe.
Was mich an der Geschichte gestört hat, war das Ausmaß des Schreckens, das die Autorin hier versucht hat zu erzeugen. Zwar halte ich das hier beschriebene Szenario in gewissen Teilen für durchaus realistisch – heutzutage mehr denn je -, allerdings finde ich die Tatsache, dass alle Personen in dem vorliegenden Roman scheinbar kein intaktes Immunsystem mehr zu haben scheinen, etwas übertrieben.
Echte Momente voller Dramatik sucht man in dieser Story leider vergeblich, wodurch keine wirklichen Spannungsspitzen erzeugt werden. Vielmehr verläuft die Handlung in einem kontinuierlichen Tempo, was auf Dauer leider für einige Längen gesorgt hat. Ich hätte gerne mehr über die gesellschaftlichen Probleme und weniger über die privaten Umstände der Figuren gelesen, da viele Informationen unwichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte waren.
Erst zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht, was sich für meinen Geschmack ein wenig zu überstürzt angefühlt hat. Zudem bleiben viele Fragen unbeantwortet, sodass der Schluss unfertig wirkt.

Fazit:
»Der letzte Weg« bietet viel Potenzial für ein erschreckendes und brutales Zukunftsszenario, das die Autorin leider nicht vollends ausgeschöpft hat. Der Geschichte fehlt es meiner Meinung nach vor allem an echter Dramatik und Spannung – denn die Idee an sich hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gefallen, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass Eve Smith den Fokus mehr auf den eigentlichen Plot und weniger auf die familiären Probleme der Figuren gelegt hätte.
3/5 Sterne

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.