Rezension

Erschreckend realistisch

Der letzte Weg -

Der letzte Weg
von Eve Smith

Bewertet mit 4.5 Sternen

Über die Autorin:

Eve Smith arbeitete für eine Umweltorganisation in Afrika, Asien und Nord- und Südamerika, ehe sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Ihr Debütroman „Der letzte Weg“ war für den Bridport Prize First Novel Award nominiert.

Kurzbeschreibung:

Bevölkerungsschwund, Bioterrorismus und Medikamentenknappheit gehören im England der nahen Zukunft zum Alltag. Die Regierung hat deshalb ein ebenso radikales wie fatales Gesetz erlassen: Personen über siebzig bekommen keine Antibiotika mehr. Werden sie krank, bleibt ihnen nur noch das Warten auf den Tod oder der Suizid. Kate ist Krankenschwester, doch statt ihre Patienten gesundzupflegen, hilft sie ihnen nun beim Sterben. Nach einem dramatischen Ereignis beschließt Kate, sich auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen, und stößt auf ein lange gehütetes Geheimnis.

Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung gibt schon sehr gut wieder, um was es in diesem Roman geht.

Die alarmierenden Zustände in der Welt haben sich zugespitzt. Die Überbevölkerung ist ein großes Problem, doch noch größer ist das Problem mit Pandemien. Da die Antibiotikamissbrauch über Jahrzehnte betrieben wurde, wurden infektiöse Erkrankungen nicht mehr heilbar, da zu einem die Medikamentenknappheit herrscht und zum anderen haben die Viren Resistenzen entwickelt. Irgendwann beschließt England die Grenze zu schließen, und erlässt ein Gesetz, das besagt, dass die Personen über 70 Jahre nicht mehr behandelt werden. Im Falle einer Erkrankung bleibt ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten oder einen kontrollierten Suizid zu begehen.

Die Handlung des Romans ist an zwei Orten angesiedelt: Südafrika und England. In Afrika herrschen schreckliche Zustände, die Tuberkulose ist das Hauptproblem auf dem Kontinent. Medikamente fehlen und die Infektion verbreitet sich viel zu schnell, bis die schließlich auch England erreicht.

Es gibt in der Geschichte drei Erzählstränge: zwei liegen in der Gegenwart und einer in der Vergangenheit. Die Hauptprotagonistinnen, die als Ich-Erzählerinnen auftreten, sind drei Frauen. Kate ist eine Krankenschwester, die gerade auf der Station tätig ist, wo die Menschen über 70zig ihren Tod finden. Sie ist der Todesengel, der die letzte tödliche Medikation verabreicht. Dieses Verfahren ist allerdings zum Glück immer noch nicht alltäglich geworden, auch nach dreißig Jahren nicht, nachdem das Gesetz erlassen worden ist. Es gibt unzähligen Protestbewegungen und Demonstrationen. Mary ist eine junge Frau, die in Afrika arbeitet und forscht und später in England arbeitet. Hier findet auch eine kleine Liebesgeschichte statt, jedoch nicht dominierend. Und als dritte Erzählerin lernen wir Lily kennen, eine ältere Frau, die beinahe 70 Jahre alt ist, in einem Pflegeheim wohnt und ein Geheimnis hat.

Die Erzählung teilt sich in zwei Hälften. In der ersten werden mehr die Umstände des Lebens beschrieben, die Rahmenbedienungen bekannt gegeben. In der zweiten geht es mehr um persönliche Dinge der Hauptcharaktere.

Mir hat das erste Teil der Geschichte mehr zugesagt. Allerdings fand ich auch den Rest des Romans sehr ansprechend.

Ich fand, dass die Autorin sich eher neutral verhält, die erzählt die Geschichte, lässt die auf den Leser wirken, überlässt jedoch dem Leser die Empfindungen und die Emotionen. Auch die gedanklichen Schlüsse muss der Leser für sich selbst ziehen. Dennoch wirkt der Roman keineswegs gefühllos oder trocken erzählt. Es ist schon eine sehr lebendige Geschichte, die den Leser wohl kaum kaltlassen kann, denn die Umstände können genauso tatsächlich eintreten. Unser Leben ist zu instabil geworden, die Umwelt wurde in die Enge getrieben, sodass solche dystopischen Geschichten sehr bewegend, beängstigend und nachdenklich wirkend, stimmen. Antibiotika Resistenzen und Multiresistente Keime / Bakterien sind schon heute eine Herausforderung in der täglichen Medizin.

Sehr spannend zeigt Eve Smith eine beklemmende mögliche Zukunftsvision. Tiefgründig, bewegend und sehr interessant.

Von mir gibt es 4,5 und eine Empfehlung an die Interessierten.

Allerdings nicht an Leser, die schwierige Themen schlecht vertragen, besonders in unserer momentanen Pandemie-Situation.