Rezension

Eine liebenswerte italienische Großfamilie

Ein Anwalt zum Verlieben, Sonderausgabe - Millie Criswell

Ein Anwalt zum Verlieben, Sonderausgabe
von Millie Criswell

Bewertet mit 4 Sternen

Ich hatte eine Beziehungskiste erwartet und bin auf eine liebenswerte italienische Großfamilie gestoßen. Wer einen typischen Liebesroman sucht, ist hier meiner Meinung nach falsch. Die Geschichte ist aber humorvoll und konnte mich fesseln, so dass ich das eBook in einem Rutsch durchgelesen habe.

Inhalt

Die Anwältin Angela DeNero trifft auf auf John Franco, den sie seit ihrer Schulzeit kennt und der sie damals schon fasziniert hat. Aus dem Bad Boy ist mittlerweile ebenfalls ein Anwalt geworden, der sich seinerseits von Angela angezogen fühlt.

Angela vertritt in einem Sorgerechtsstreit Dan Gallagher und seine Frau Mary, die Kusine von John. Die Gegenpartei wird von Johns Freund und Geschäftspartner Tony Stefano vertreten. Als Tony für längere Zeit aus gesundheitlichen Gründen ausfällt, muss John ausgerechnet diesen Fall für ihn übernehmen und sieht sich damit nicht nur Angela gegenüber stehen, sondern auch seiner italienischen Verwandtschaft – und „La famiglia“ ist gar nicht begeistert, dass John sich „gegen die Familie“ stellt.

Protagonisten

Angela DeNero hat sich gerade von ihrem Verlobten getrennt, der sie betrogen hat. Sie hatte aufgrund ihrer guten Leistungen ein Stipendium für Harvard und ist nun, nach der Trennung, in ihren Heimatort zurück gekehrt, wo sie sich als Anwältin mit einer eigenen Kanzlei niedergelassen. Sie wirkt auf mich gelegentlich ein wenig naiv, aber wenn sie ihrem Beruf nachgeht, ist sie voll in ihrem Element.

John „Johnny“ Franco stand schon immer im Schatten seines Bruders Michael. Er hatte seine Art gefunden, damit umzugehen, in der er sich während seiner Jugend als Bad Boy gab. Später hat er zusammen mit seinem Freund Tony Jura studiert und zwischenzeitlich betreiben die beiden eine gemeinsame Kanzlei. Angela hat John als „Sahnestück“ bezeichnet und John weiß ob seiner Wirkung auf Frauen. Im Klappentext wird John als arrogant bezeichnet, so habe ich ihn aber – wenn überhaupt – nur im ersten Kapitel empfunden.

In zahlreichen Nebenrollen lernt der Leser „La Famiglia“, die große Verwandtschaft von John, kennen. Einige Mitglieder der Familie sind ein wenig eigen, was sie teilweise nur bedingt sympathisch erscheinen lässt, aber natürlich halten alle zusammen, wenn es wichtig und angebracht ist. Ich hatte immer wieder Probleme, die Namen den einzelnen Familienzweigen und Generationen zuzuordnen, weil Millie Criswell sich hier der typisch italienischen Großfamilie bedient.

Aufmachung

Das Cover zeigt ein Paar, das auf einem Rasen liegt, das kann ich so nicht mit der Geschichte in Verbindung bringen. Es ist eher neutral gehalten und wäre mir nicht ins Auge gefallen.

Den Klappentext finde ich eher irreführend. Es wird suggeriert, dass Angelas Kanzlei vor dem aus steht und sie deswegen den Sorgerechtsstreit übernommen hat. Tatsächlich ist ihre Kanzlei gut angelaufen, aber die Zahlungsmoral der Klienten lässt zu wünschen übrig. Es ist die Kanzlei von Tony und John, die in finanziellen Problemen steckt, daher fühlen sich die beiden auch gezwungen, den für sie lukrativen Sorgerechtsfall zu übernehmen, auch wenn sie ihre Klienten nicht mögen. Damit erklärt sich dann auch, warum John den Fall nicht einfach abgibt, nach dem Tony erkrankt ist.

Besonders gelungen finde ich die Überschriften über den Kapiteln. Millie Criswell hat hier Anwalts-Witze im Stil von „Was ist der Unterschied zwischen Gott und einem Rechtsanwalt? Gott hält sich nicht für einen Rechtsanwalt!“ verwendet.

Handlung

Die Idee, hier zwei Anwälte aufeinander treffen zu lassen, die sich voneinander angezogen fühlen hat mir grundsätzlich gefallen. Allerdings hatte ich nach dem Lesen des Klappentextes erwartet, dass die beiden vor Gericht ein paar Grabenkämpfe ausführen, doch die Beziehung der beiden entwickelt sich bereits von Anfang an und ihre Schwierigkeiten sind eher ihrer Vergangenheit und vor allem Johns Großfamilie geschuldet.

Die Geschehnisse rund um die Familie nehmen auch einen Großteil der Geschichte ein. Die Autorin bedient sich hier einiger Klischees und lässt die Rolle von gutem Essen und Warmherzigkeit genau so einfließen, wie Religion, Tradition und die Mafia. Das hat einen großen Unterhaltungswert und mich oftmals zum Schmunzeln gebracht.

Was mich ein wenig gestört hat, sind die vielen kleinen Geschichten, die die Autorin nebenher einfließen lässt. Dadurch zieht sie die Aufmerksamkeit des Lesers auf jeweils auf einzelne Familienmitglieder, aber mit der Handlung an sich hat das nichts zu tun und wirkt auf mich daher eher seitenfüllend und zweckmäßig statt angebracht.

Fazit

Ich hatte eine Beziehungskiste erwartet und bin auf eine liebenswerte italienische Großfamilie gestoßen. Wer einen typischen Liebesroman sucht, ist hier meiner Meinung nach falsch. Die Geschichte ist aber humorvoll und konnte mich fesseln, so dass ich das eBook in einem Rutsch durchgelesen habe.