Rezension

Eine Liebeserklärung an den Vater

Eine Odyssee - Daniel Mendelsohn

Eine Odyssee
von Daniel Mendelsohn

Bewertet mit 5 Sternen

Erstmal möchte ich Herrn Mendelsohn für dieses Konstrukt ein unbedingtes Lob aussprechen! Die Odyssee und auch die Ilias herzunehmen, die Vater-Sohn-Beziehung von Odysseus und Telemachos in dieser herauszuarbeiten und diese dann in Bezug zu seiner eigenen Familiengeschichte zu setzen ist eine absolut wunderbare Idee, allerdings muss man darauf auch erstmal kommen. Einerseits zeigt es die Übersetzbarkeit dieses sehr alten Werkes in die heutige Zeit, misst diesem Buch dadurch eine neue erfrischende Bedeutung zu: andererseits arbeitet der Autor auch seine eigene Familiengeschichte etwas auf, zeigt eine große Verletzbarkeit und Ehrlichkeit und gewinnt auch dadurch meine Sympathien.

Ich habe als Kind die griechischen Sagen mit großer Begeisterung gelesen, schon dadurch war dieses Buch von großem Interesse für mich. Dieses Buch zeigt neue Betrachtungsweisen und erzeugt in mir den dringenden Wunsch diese alten Sagen nochmals zur Hand zu nehmen. Auch dadurch ist dieses Buch sicher ein Gewinn.

Die philologischen Betrachtungen zu Homers Werk, die feinsinnige Aufschlüsselung von Bedeutungen einzelner Wörter und deren Einfließen in andere Sprachen zeigt einerseits die Bedeutung großer Kulturen und ihrer Sprachen auf ihre Umgebung und gleichzeitig zeugt es auch von einer ungeheuren Vernetzung in unserer westlichen Welt. Gerade auch diese philologischen Betrachtungen machen dieses Buch zu etwas Besonderem.

Auch den Aufbau des Buches finde ich herausragend. Der Autor gliedert die Odyssee nach verschiedenen Aspekten und bringt diese verschiedenen Grundthemen in Bezug auf das Leben und besonders auf sein eigenes und hier besonders auf die Beziehung des Autors zu seinem Vater Jay Mendelsohn. Hier berührt der Autor ungemein in seiner Ehrlichkeit und bringt den Leser zum Sinnieren und dies in einer schon recht heftigen Weise. Und auch dabei sticht das Buch in meinen Augen aus der Masse deutlich hervor. Für die Ehrlichkeit und auch die Verletzlichkeit, die in diesem Buch transportiert werden, danke ich dem Autor und seiner Familie und spende tosenden Beifall.

Insgesamt betrachtet ist dieses Buch sicher eines, welches man irgendwann später noch einmal lesen könnte und es ist sicher ein wunderbares Geschenk für Väter und Söhne, welche gern sinnieren. Natürlich wird dieses Buch auch sinnierenden Müttern und Töchtern gefallen. Was kann ich noch sagen? Außer: unbedingt Lesen!!!