Rezension

Eine Liebeserklärung an starke Frauen

Dalmore Jazz - Mara Laue

Dalmore Jazz
von Mara Laue

Bewertet mit 3.5 Sternen

Schottland, Kampfkunst, Drachen, Rätsel, Jazz, Liebe, Tee, Whiskey, Japan, Groupies und Leichen - eine undenkbare Mischung? Undenkbar vielleicht, aber keineswegs ungenießbar.

Nachdem Rowan schweren Herzens Japan und ihren geliebten Ehemann verlassen muss, gelingt es ihr nicht sofort, wieder Fuß in ihrer schottischen Heimat zu fassen. Ihr Kindheitsfreund, Bill, führt sie sanft zu ihren Wurzeln zurück, und doch ist sie eine andere Frau als zuvor: als Togakure-ryu-Großmeisterin beherrscht sie ihre Sinne auf eine Art, wie man sie beinahe als übersinnlich bezeichnen könnte. Dennoch handelt es sich nicht um einen Superhelden- sondern um einen Kriminalroman. Rowan ist Privatermittlerin und ihr neuester Fall könnte ihr einige Werbung einbringen. Die berühmte Band Dalmore Jazz vermisst ihre legendäre Gründungsflasche. Der verdächtigte Stalker wird jedoch ermordet aufgefunden. Hängen die Ereignisse miteinander zusammen?

Es ist, meiner Meinung nach, immer wieder schön, wenn Krimis in ausgewogenen Maßen Persönliches (der Ermittler) und Rätselhaftes in sich vereinen. Das ist hier sicherlich der Fall. Zugleich muss darauf hingewiesen werden, dass die Autorin mit einem Umweg über Japan und Reaktorkatastrophen und höchste Kampfkünste Kreativität beweist. Ich jedenfalls habe von solch einer Mischung noch nichts gelesen.

Mara Laue fehlt noch diese gewisse Sensibilität für Wiederkehrendes, auch einmal Weglassenswertes. Ihr scheint so viel an dem zu liegen, was sie mitteilen will, dass sie das Kürzen zu vergessen scheint.

Rowan, das ist mir bewusst, ist eine außergewöhnliche Figur und Frau. Nicht gerade ein Genie, aber klug und wirklich interessant. Das muss deshalb aber nicht ständig wiederholt werden, schließlich will ich mich nicht mit der Protagonistin verkuppeln lassen. Sehr viel erhabener würde sie noch wirken, wenn man sie nicht derart anpries.

Trotzdem wirken ihre Fähigkeiten realistisch, besonders nachdem man die Anmerkungen gelesen hat, in welchen näher auf die spezielle Kampfkunst eingegangen wird. Die extreme Sinnesschärfung geht so weit, dass Rowan die Stimmung der mit ihr Anwesenden genau deuten kann. Schleierhaft ist mir nur noch, weshalb sie so gar nichts von dem schlecht gehüteten Geheimnis ihres Freundes Bill mitbekommt, wo er sie doch schon seit Urzeiten verehrt.

Auf meiner Seite besteht großer Bedarf, mehr über Figuren zu erfahren, die man tatsächlich lieb gewinnen kann. Glücklicherweise gibt es schon Vorgänger und bald auch Nachfolgebände, die mir sehr reizvoll erscheinen. Man merkt der Autorin ihren eigenen liebevollen Umgang mit den Charakteren an und dass Themenbereiche sich auch mit ihren eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen decken. Man liest Dalmore Jazz und man liest ein wenig Mara Laue.

Ich halte eine weitere Entwicklung ihrer Schreibfertigkeiten, aber auch eine Weiterentwicklung der Komplexität der eigentlichen Kriminalfälle für sehr wahrscheinlich und wünschenswert.

Ein wirklich guter Kriminalroman, der einige wenige Längen hat, aber eine runde Mischung Privates, Rätselhaftes und Exotisches in sich vereint.