Rezension

Eine neue Heimat

Svendborg 1937 -

Svendborg 1937
von Tanja Jeschke

Bewertet mit 4 Sternen

          Die Familie Dinkelspiel hat es geschafft. Sie leben nun in Dänemark und versuchen heimisch zu werden. Oz, der Vater ist Kunsthändler, da ist es schwierig einen neuen Arbeitsplatz zu finden und alle sind in der schwierigen Situation von der Wohltätigkeit anderer abhängig zu sein. Die Kinder Meret, Ricarda und Friedrich haben unterschiedliche Einstellungen zum Leben in der Fremde. Meret will dazu gehören. Wieder Teil einer Gemeinschaft sein, sie ist Jüdin aber das ist nicht alles in ihrem Leben, sie ist jung und will einfach unbehelligt leben. Ricarda die Ältere von den beiden Mädchen ist schon verlobt, aber der ist in Deutschland geblieben und studiert dort weiter Musik. Sie ist angehende Cellistin und will mit ihrer Musik die Welt erobern. Für sie ist das Judentum eine Lebenseinstellung. Friedrich ist erst drei Jahre alt und hat das Down Syndrom für ihn war das Leben in Deutschland doppelt gefährlich, seine Familie liebt ihn, beschützt ihn und tut alles damit er unbeschwert leben kann.
Die Autorin beschreibt nicht nur das Leben der Familie in einem unbekannten Land, mit wenig Geld und vagen Zukunftsaussichten. Sie erzählt von Gefühlen die Menschen auf der Flucht wie ein schweres Gepäckstück mit sich tragen. Der Verlust von materiellen Dingen, von Freunden, Verwandten und Geliebten. Die Angst vor allem was Deutsch ist, bei jedem Wort der Sprache das ein Fremder spricht, zusammen zu zucken. Sie erzählt von der Empfindung, Warum ich, warum meine Familie, wir haben doch nichts Unrechtes getan. Warum darf jemand in meine Galerie kommen und Bilder mitnehmen als ob es seine sind ohne das ich mich wehren kann. 
Die Familie trifft andere Betroffene. Alle haben eine eigene Art mit ihrem Schicksal umzugehen. Aber das Warum und die Angst eint sie alle. 
Das Buch spricht eine andere Facette der Verfolgung an. Nicht die toten Opfer kommen zu Wort sondern die Lebenden. Deren Schicksal ist genau so schwer, manchmal ist Überleben nicht alles. 
Die Gedanken gelten für alle Menschen auf der Flucht ob damals oder heute.
Ein Buch das zum Nachdenken anregt.