Rezension

Eine neue Sicht auf Krankheit und Gesundheit

Mit ganzer Kraft schwach -

Mit ganzer Kraft schwach
von Reto Kaltbrunner

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich war ein aktiver Mann um die 40, ständig auf Achse. Engagiert in meiner Ehe, mit unseren vier Jungs und im Beruf als Pastor...“

 

So stellt sich der Autor im ersten Kapitel vor. Doch dann setzt ihm das Leben ein Stoppzeichen. Eine chronische Krankheit stellt völlig neue Anforderungen. Wie geht er damit um? Was hat es ihm für seinen Glauben gebracht? Diese Fragen geht der Autor in seinen Ausführungen nach. Er weiß also, wovon er spricht und was es bedeutet, auf Heilung zu warten.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist über weite Strecken sachlich und lässt trotzdem Raum für Emotionen.

In 11 Kapiteln vermittelt der Autor seine persönliche Erfahrungen. Damit räumt er mit einigen falschen Ansichten auf.

Im ersten Kapitel beschreibt er seine Gefühle nach der Diagnose. Eine seiner Erkenntnisse lautet:

 

„...Nach einigen Ringen habe ich angefangen, diese Krankheit zu akzeptieren: Ich will sie als einen Begleiter sehen, der von Gott für eine festgesetzte Zeit an meiner Seite ist...“

 

Diese Einstellung setzt Kräfte frei, um einen Blick auf die Fortschritte und nicht nur auf die Probleme zu bekommen.

Im zweiten Kapitel geht es darum, wie man die Zeit, die bis zur Heilung vergehen wird, zur persönlichen Entwicklung nutzen kann. Es gilt, eine lebendige Bezeihung zu Jesus aufrecht zu erhalten.

Das nächste Kapitel wendet sich der Scham zu, weil man Hilfe braucht. Doch der Autor resümiert:

 

„..Sich helfen zu lassen, ist zutiefst christlich. Genauso christlich ist es, anderen zu helfen...“

 

Auch als Christ darf man Hilfe von Ärzten und Medikamenten annehmen. Dass er hier auch auf andere Meinungen getroffen ist, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Im Kapitel 4 skizziert er kurz Biografien von Menschen, die trotz einer Krankheit viel geleistet haben. Ein Kranker ist kein Opfer.

Im fünften Kapitel räumt der Autor mit der Meinung auf, dass Krankheit eine Strafe Gottes ist, um im darauffolgenden die Schattenseiten der Heilungsspredigten aufzuzeigen. Sie können zusätzlich Druck aufbauen, wenn keine Heilung erfolgt.

Im siebten Kapitel lässt er andere chronisch Kranke zu Wort kommen, die sich von ihre Krankheit nicht ausbremsen lassen. Danach folgt ein Blick auf die Kraft der Gemeinschaft. I

m neunten Kapitel kommt seine Frau zu Wort, um die Veränderungen in der Ehe aus ihrer Sicht zu konkretisieren.

Im vorletzten Kapitel spricht der Autor über Schmerz und seine Folgen. Das letzte Kapitel nimmt ein Bibelzitat in den Mittelpunkt, wo die Rede davon ist, dass wir mit Gottes Hilfe Mauern überwinden können. Es ist ein Kapitel der Hoffnung.

Das Buch beginnt mit Stimmen zum Buch und endet mit Anmerkungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier werden aus persönlichen Erfahrungen Erkenntnisse formuliert, die für andere in ähnlicher Situation eine Hilfe sein können.