Rezension

Eine Philosophische Reise über die Grenzen unserer Welt hinaus

Weltengeher - David Candeago

Weltengeher
von David Candeago

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Sie war. Einfach so. Die Erlösung des Seins, das Vergehen im Licht der Unendlichkeit - es war die ersehnte Rückkehr in die Welt des nicht zu begreifenden, höchsten Seelenglücks, in ewiger, vollkommener, allumfassender Weise. Liebe, in ihrer reinsten Form."

Als Caroline von ihrer zweijährigen Reise zurückkehrt, ahnt sie noch nicht, dass sie schon bald eine neue, vollkommen andere Reise antreten wird. Noch auf dem Heimweg begegnet sie Josh, der zwar sehr geheimnisvoll erscheint, sie aber gleichzeitig mit seiner Art direkt merkwürdig in seinen Bann zieht. Schließlich begleitet sie ihn nach Frankreich, da sie spürt, dass sie bei ihm Schutz und Zuflucht finden kann vor ihren Gedanken und ihrer Vergangenheit. Josh kann ihr Vieles geben, was sie auf ihrer Reise nicht zu finden vermochte - doch dann kommt es, wie es kommen muss, und die Vergangenheit droht Caroline einzuholen...

Das Buch ist gegliedert in drei Teile sowie in zwei Handlungsstränge; den größeren Part macht dabei der um Caroline und Josh aus. Der zweite beschäftigt sich mit Andrew Chong, welcher seit einiger Zeit Verluste bei seinen Unternehmen bemerkt, deren Quelle sich jedoch zunächst nicht auffinden lässt.

Zwischen Caroline und Josh stellt sich schon bald eine tiefe Verbundenheit ein, und immer wieder ist Caroline übberrascht von dem Wissen, das Josh in sich zu tragen scheint. Sie lässt sich darauf ein, sich von ihm leiten zu lassen, und er lässt sie teilhaben an seinen Gedanken und einer ganz besonderen Art der Meditation. Damit ebnet er ihr nicht nur den Weg zu sich selbst, sondern eröffnet ihr gleich in mehrfacher Hinsicht ganz neue Welten...

Die Geschichte, die dieses Buch erzählt, beginnt sehr behutsam - zwei Menschen, beide voller Geheimnisse, die sie nicht nur voreinander, sondern auch vor dem Leser zu verbergen wissen. Doch beide haben etwas an sich, dass sie auf Anhieb sympathisch erscheinen lässt, und dieser Eindruck vertieft sich im weiteren Verlauf des Buches nur. Es ist eine Art Schwebezustand, in dem Caroline sich in Frankreich befindet; sie benötigt diese Zeit, um zur Ruhe zu kommen, sich über einige Dinge klarer zu werden. Das transportiert auch der flüssige, ruhige Erzählstil sehr gut. Einzig die wenigen kurzen Einblicke, die man hier auf Chong und seine Umgebung erhält, bringen etwas Unruhe herein und rufen leise ins Gedächtnis, dass Carolines Zustand der Geborgenheit nicht ewig währen kann. So nimmt die Handlung denn auch im zweiten Teil ordentlich an Fahrt an, erste kleine Verbindungen zwischen den Handlungssträngen lassen sich erkennen, bis diese sich schließlich miteinder verflechten. Die Spannung steigt dabei stetig an. Die Protagonisten gewähren nach und nach einen ersten Blick auf ihre Vergangenheit und nähern sich gleichzeitig einander immer weiter an. Im dritten, längsten Teil verwachsen dann beide Handlungsstränge noch mehr zu einem. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, doch auch die vielen philosophischen Fragen, die zuvor aufgeworfen wurden, finden hier Beachtung und werden sehr tiefgehend behandelt.

Ich habe mich beim Lesen abwechselnd wiedergefunden in Phasen, in welchen ich viele Kapitel auf einmal lesen konnte, und in solchen, in denen ich das Buch schon nach wenigen Seiten ersteinmal weglegen musste. Ersteres liegt vor allem an dem sehr angenehmen Schreibstil sowie dem wunderbaren Spannungsbogen, der hier aufgebaut wurde, letzteres daran, dass teils sehr komplexe Themen behandelt werden, die es einfach erfordern, dass man über sie nachdenkt bevor man weiterlesen kann. Gerade im dritten Abschnitt war der Wechsel zwischen diesen Phasen bei mir extrem.

Fazit:

Weltengeher ist ein Buch, das den Leser fordert und ihn dazu provoziert, sich mit seinen Themen auseinanderzusetzen. Es gibt sich nicht damit zufrieden, einfach nur "gelesen" zu werden. Man kann es nicht "mal eben dazwischenschieben", dafür ist es nicht nur zu dick, sondern vor allem auch viel zu komplex. Es liefert zahlreiche neue Denkanstöße, natürlich muss man nicht jedem davon folgen und sich auch nicht mit jedem davon anfreunden. Das wäre auch viel zu viel auf einmal.

Mir war die Geschichte bzw eher die Welt, in welche Josh Einblick gewährt, stellenweise zu abstrakt, zu wenig greifbar. Davon abgesehen ist Weltengeher ein großartiges Buch, das mit tiefgründigen, vielschichtigen und interessanten Charakteren aufwartet und höchst relevante, zu jeder Zeit aktuelle und essentielle Fragen in einem sprachgewaltigen Schreibstil verpackt vermittelt. Ich kann es daher ohne zu Zögern weiterempfehlen, denn das Lesen war zwar sicher nicht immer einfach, hat sich aber zweifelsohne gelohnt!