Rezension

Eine prallvolle Wundertüte!

Skippy stirbt - Paul Murray

Skippy stirbt
von Paul Murray

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman steckt so voller Dinge, dass andere mehrere Bücher damit füllen könnten. Er dreht sich um andere Dimensionen, um Liebe, Drogen, Hoffnung und Verzweiflung, um Musik, die eigene Karriere, Erwachsen werden, Moral, Lügen, Sex, Krankheit, um "Was fange ich mit meinem Leben an" und „Was habe ich aus meinem Leben gemacht“ und um noch so so viel mehr.

Was nicht jedermanns Sache ist, ich aber immer besonders liebe: Wir folgen nicht einer Person durch den Roman, sondern gleich mehreren. Da sind die dicke Intelligenzbestie Rupert, der verschlossene Skippy und ihrer beider Clique. Der drogenabhängige Carl und die wunderschöne Lori vom Mädcheninternat. Howard, der Geschichtslehrer mit Selbstzweifeln und der Möchtegern-Internatsleiter und Moralprediger Greg. Neben diesen - mehr oder weniger - Hauptfiguren ist der Roman bevölkert mir einem ganzen Haufen pubertärer Jungs um die 14, deren Dialoge einfach zum wegschmeißen sind. (Allein wegen der „Jungsgespräche“ lohnt es sich schon den Roman zu lesen!) Diversen Mitgliedern des Lehrerkollegiums, darunter eine allseits angehimmelte Aushilfs-Geografielehrerin und ein gottesfürchtiger Pater mit verbotenen Neigungen. Ein paar gefährliche Drogendealer finden sich in der Gesellschaft von Carl und auch die Bewohnerinnen des Mädcheninternats sind bildhaft beschrieben. Natürlich herrscht da am Anfang teilweise Verwirrung wer wer ist, vor allem da manchmal Vorname, Nachname oder Spitzname verwendet wird. Man kommt dann aber sehr schnell rein und es lohnt sich wirklich sich davon nicht abschrecken zu lassen.

Ich will gar nicht viel zum Inhalt sagen, da das eh jeden Rahmen sprengen würde. Es steckt aber für jeden etwas in diesem Buch. Es ist witzig, traurig und tragisch. Lovestory und Internatsgeschichte und noch weit mehr. Es stecken viele ernste Themen drin, aber es kommt ohne Moralkeule aus. Die Charaktere sind allesamt einfach toll, sehr glaubhaft, individuell und auf ihre Art liebenswert. Alles passt zusammen, jeder Handlungsstrang ist spannend und ich könnte ewig weiterlesen und verfolgen was aus den Jungs nun wird.

Ich bin auf jeden Fall begeistert und kann Skippy stirbt jedem empfehlen, der auf dicke Bücher mit viel Personal und Story steht. Wer zum Beispiel Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet mochte, oder Die Korrekturen, der wird das hier auch lieben. Vor allem, da hier noch eine ordentliche Portion toller Humor und mehr Leichtigkeit mit drin stecken.