Rezension

Eine Rache, die Jahrhunderte überdauert

Zarin der Vampire. Blut der Sünde + Böse Spiele: Horror-Mystery-Thriller - Tatana Fedorovna

Zarin der Vampire. Blut der Sünde + Böse Spiele: Horror-Mystery-Thriller
von Tatana Fedorovna

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Doppelband mit den ersten beiden Teilen von Zarin der Vampire von Tatana Fedorovna ist so ganz anders, als ich erwartet habe. Ich würde sagen am besten beschreibt es das Wort "ungewöhnlich". Ich kann noch nicht einmal einen Vergleich mit einem anderen Buch anstellen, das ich gelesen habe.

Die Geschichte besteht aus 2 Zeitebenen, die überwiegend aus der Ich-Perspektive Olgas erzählt werden. Die erste Ebene sind Rückblicke in die Zeit der Ermordung der Zarenfamilie Romanow, als Olga, die älteste Zarentochter, zu einem Vampir wird und Rache schwört.
Als Zweites das heutige Berlin, in dem die Vampirin Olga für eine Detektei und Polizei zwei verschiedene Vermisstenfälle lösen soll, in die sie teilweise selbst verstrickt ist. Sie arbeitet mit Graf Gordon von Mirbach zusammen, auf den sie eine, für ihn unverständlich machtvolle, Anziehung ausübt. Eine Situation, bei der Schwierigkeiten vorprogrammiert sind.

„In diesem Moment des Todes und der Erniedrigung schwor ich Gott ab, der so etwas zuließ, und gelobte Rache. Ich schwor, nicht eher zu ruhen, bis das Menschengeschlecht von Monstern dieser Art befreit war. Blut für Blut, den Guten zuliebe. Dafür war ich bereit, selbst zu einem Monster zu werden.“

Olga ist ein zwiegespaltenes Geschöpf, grausam und doch verletzlich. Sie hat für die Ermordung ihrer Familie Rache geschworen und für alle, die durch Andere zu schaden kommen. Sie nährt sich nur von Menschen mit „bösem Blut“, denn sie kann die Gefühle/Charakter der Menschen riechen, so möchte sie für Gerechtigkeit sorgen. Nach all der Zeit ist es immer noch zu schwer, die Trauer und den Hass über das Schicksal ihrer Familie zu ertragen. Aus diesem Grund schaltet sie ihre Gefühle ab, auch mit dem Wissen, dadurch ihre Menschlichkeit einzubüßen. Sie ist eiskalt und quält ihre Opfer mit einer Grausamkeit, die ihres gleichen sucht. Sie möchte Gerechtigkeit üben und handelt doch wie eine psychopathische Serienmörderin.

Graf Gordon von Mirbach ist ein Polizeibeamter, der mit Olga verschiedene Vermisstenfälle aufklären soll. Durch familiäre Schicksalsschläge hat er sich dazu entschlossen, seine Diplomatenlaufbahn aufzugeben, und sich der Verbrechensbekämpfung zu widmen. Olga gibt ihm durch ihr unterkühltes und seltsames Verhalten lauter Rätsel auf, und doch fühlt er sich unerklärlich stark zu ihr hingezogen. Seine Vorfahren haben damals sogar versucht die Zarenfamilie zu retten, was ihm bei Olga einen besonderen Stellenwert einbringt.

Was mir gut gefallen hat, ist, dass es nicht einfach ein "romantischer Vampir-Roman" war, wie es zurzeit sehr viele gibt. Diese Geschichte ist ein Mix aus historischen Tatsachen, grausam blutiger Selbstjustiz und der Suche nach innerem Frieden. Und das alles von der Autorin so realistisch und bildlich geschrieben, dass ich zeitweise wirklich eklige Bilder vor dem geistigen Auge hatte. Besonders die Ermordung der Zarenfamilie wurde so authentisch und grausam dargestellt, dass ich wirklich Gänsehaut hatte und mich diese Situation noch nachhaltig beschäftigte. Ich hatte das Gefühl als Zuschauer direkt dabei zu sein und die Qualen der Opfer mitzuerleben. Der Fantasy-Teil liegt einzig darin, dass Olga ein Vampir ist und ihr Verhalten und Möglichkeiten entsprechend angepasst sind. Ansonsten gibt es keine mystischen Wesen oder Handlungen.

Was mir jedoch definitiv in beiden Bänden fehlte, war die Spannung.
Die Geschichte war zwar interessant, und die Neugier trieb mich weiter, aber spannend, sodass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte, war es leider nicht.
Die Geschichte ist über alle 4 Bände in die Länge gezogen. Auch nach Beendigung des zweiten Bandes ist von der Liebe, die in der Kurzbeschreibung steht, noch nicht viel zu lesen und bei der Lösung der Vermisstenfälle ist es nicht viel anders.
Auch sollte der Text noch mal überarbeitet werden, da sich einige Fehler wie z.B. doppelte oder fehlende Wörter eingeschlichen haben.

Auch wenn für mich fehlende Spannung normalerweise ein gravierender Grund ist, die weiteren Teile nicht mehr zu lesen, reißen es für mich hier der historische Teil und der realistische und nüchterne Schreibstil mit der außergewöhnlichen Handlung raus, sodass ich mir trotz der Kritikpunkte die nächsten Teile kaufen werde. Auch wenn diese Art von Geschichte normaler Weise nicht in mein Beuteschema passt, habe ich irgendwie an den blutigen und grausamen Methoden Olgas gefallen gefunden ;-)

Für Leser, die lieber "leidenschaftliche" Vampir-Bücher ala Lara Adrian oder J.R, Ward mögen und nicht viel für blutige sadistische Spielchen übrig haben, würde ich dieses Buch jedoch nicht empfehlen. Allen anderen, für die Fantasy nicht im Vordergrund steht, historisch interessiert sind und auch an blutigen Gewaltszenarien gefallen finden, kann ich die Geschichte nur empfehlen.
Wobei ich hier anraten würde, gleich den Sammelband mit allen Teilen zu kaufen.