Rezension

Eine schön zu lesende Zeitreise durch die 1950er Jahre.

Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit -

Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit
von Juliane Michel

Bewertet mit 4 Sternen

Frankfurt 1950
Der Wiederaufbau ist in vollem Gange.
Nach der Flucht aus Leipzig will Familie Wünsche einen
Neuanfang wagen. Sie wollen wieder eine Buchhandlung
eröffnen.
Die 20-jährige Karin liebt Bücher und träumt von der
großen weiten Welt. Als sie sich in den dunkelhäutigen
GI Billy verliebt, schwebt sie im 7. Himmel.
Aber Billy kehrt in die USA zurück und Karin muss feststellen, dass sie schwanger ist. Obwohl sie ahnt, dass das Leben für sie nicht einfach
wird, gibt sie ihre Liebe und die Hoffnung nicht auf.
Sie will das Kind behalten.

Das Lebensgefühl und der Zeitgeist
der 50er Jahre werden sehr gut wiedergegeben.
Die Anfangsjahre, das Fuß fassen in einer neuen Stadt im Westen
Deutschlands. Der Wiederaufbau und der Versuch, ein normales Leben zu führen.
Dazu kommt, dass das Frauenbild der 50er Jahre ein ganz anderes war.
Toleranz war ein Fremdwort. Es gab gesellschaftliche Zwänge, Vorurteile, Missgunst und Intoleranz.
Das wird hier eindrucksvoll beschrieben.
Die Schicksale werden geschickt miteinander verknüpft.
Es geht aber nicht nur um die Existenz, sondern auch um die Liebe, um Träume,
Machtkämpfe und um ein selbstbestimmtes Leben.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen.
Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben
und man kann sich sehr gut mit ihnen identifizieren.
Es lässt den Leser eintauchen in eine andere Zeit.
Ein leicht und locker geschriebener Roman mit ernsten Hintertönen.
Eine schön zu lesende Zeitreise durch die 1950er Jahre.