Rezension

Eine schöne Geschichte über die Anfänge des 19. Jahrhunderts, wenn auch mit klein Makeln

Die zerbrochene Feder -

Die zerbrochene Feder
von Sabine Ebert

Bewertet mit 3 Sternen

Auf die Empfehlung meiner Mutter hin habe ich mir einmal einen Roman von Sabine Ebert ausgesucht. Sie scheint wohl eine sehr begnadete Autorin im Bereich der historischen Romane zu sein, auch wenn ich mir bis dato von ihrem Können kein Bild machen konnte. Dies war tatsächlich das erste Hörbuch, das ich von ihr angefangen habe. Auch über die Zeit des 19. Jahrhundert in Deutschland habe ich noch nicht sonderlich viel gehört und meine geschichtlichen Kenntnisse waren leider gar nicht vorhanden, sodass ich mich auch in diesem Sinne auf Neuland gewagt habe.

Zunächst einmal lernt der Leser bzw. Hörer Henriette kennen, die noch die Geschehnisse aus dem Krieg über das Schreiben verarbeitet muss. Sie hat im Lazarett als Ersthelferin geholfen und im Krieg auch ihren Mann verloren. Als Witwe muss sie bald Preußen verlassen, da ihre Schriftstücke der Zensur zum Opfer fallen und auf politischer Ebene Missfallen auslösen. In Sachsen muss sie somit einen Neuanfang wagen. Als Frau wird sie mittellos von ihrem Onkel und ihrer Tante aufgenommen und muss nun wieder eine neue Existenzgrundlage aufbauen.

Zunächst einmal war ich bei dem Hörbuch überrascht, dass es mit wirklich wenig Handlung und auch nur wenigen Personen auskommt. Es werden immer wieder alltägliche Details wie die Mode, die sich von dem englischen Stil zurück zu dem konservativeren, französischen Stil mit Korsetts und ausgestellten Röcken zurückentwickelt. Es werden viele Details der politischen Entwicklungen in Berlin oder Weimar in die Geschichte eingeflochten, sodass auch weniger geschichtlich bewanderte Leser einen guten Eindruck in die deutsche Geschichte bekommen. Wer somit eine actionreiche Handlung erwartet, ist hier fehl am Platz.

Die Darstellung der damaligen Zeit fand ich sehr interessant und basierend auf dem Renommee der Autorin gehe ich davon aus, dass die Fakten authentisch sind. Da ich hier nicht bewandert genug bin, konnte ich leider die Authentizität nicht selbst beurteilen. Henriette als Persönlichkeit ist wirklich interessant, allerdings fehlte mir ein bisschen ihre Entwicklung. Sie hat im Krieg schlimme Dinge gesehen und kämpft damit diese Bilder zu verarbeiten. Das gibt ihr den Stempel politisch schwierig zu sein, aber auch Jahre später scheint sie immer noch als Querdenkerin angesehen zu werden. Sie scheint hier ihre Erlebnisse immer noch nicht verarbeitet zu haben. Das fand ich etwas schade. Ich bin mir sicher, dass man solche Bilder nicht einfach vergisst und dass sie die Gedankenmuster langfristig prägen, aber ich hätte mir gewünscht, dass sie im Laufe der Geschichte vom Charakter her komplexer wird oder sich in irgendeiner Form weiterentwickelt. Sie ist ein Familienmensch und schreibt über den Krieg. Zwei Fakten allein machen in meinen Augen keinen kompletten Charakter aus.

Vielleicht war dies nicht das beste Buch der Autorin, aber ich konnte mit diesem Roman den guten Ruf nicht nachvollziehen. Bis dato habe ich schon bessere historische Romane von anderen Autoren gehört. Das Hörbuch war kurzweilig und nett zu hören, allerdings glaube ich nicht, dass es einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.