Rezension

Eine spannende Entdeckung

Tod an der Riviera - Luca Ferraro

Tod an der Riviera
von Luca Ferraro

Bewertet mit 4 Sternen

Johann Sorbello – Deutscher mit italienischem Vater – lebt seit einiger Zeit in Genua um die italiensiche Seite seiner Herkunft auszuleben. Dazu kommt das erstklassige Surfrevier rund um Genua und das verlockende ligurische Hinterland. Er geht in seiner Arbeit als Gerichtsmediziner auf, obwohl er sich etwas schwer tut, mit den Machtspielchen der italienischen Behörden und Vorgesetzten.
Selten ist er von seiner Arbeit tiefer berührt, aber bei dem Fall einer jungen Frau, die ermordet und in das Piranhabecken des Genueser Aquariums geworfen wurde, ist es anders. Ob es der von den Fischen übel zugerichtete Körper ist, oder die befremdliche Tatsache, dass der Tod durch Ertrinken in Olivenöl eintrat, der Fall lässt ihn nicht los und die vorschnelle Festlegung der Polizei auf den Freund des Opfers befriedigt ihn nicht. Er fängt an, unterstützt vom einzigen loyalen Mitarbeiter der Pathalogie, auf eigene Faust zu ermitteln.Bald kommt er zum Ölproduzenten Marconi, für den die Tote arbeitete und der alles andere als ein ehrenwerter Geschäftsmann ist. Unerwartet bekommt er Hilfe von Enza Marconi, die die Machenschaften ihres Vaters seit Jahren leidenschaftlich bekämpft. Aber es ist nicht nur Ölpanscherei, die Spuren führen Enza und Johann viel tiefer in gefährliche Mixtur aus Rache, Vergeltung und totgeschwiegenen Verbrechen der Vergangenheit.
Der Fall beginnt mit einem Paukenschlag, entwickelt sich dann aber zur subtilen Spurensuche, die sich auch mit der Geschichte der italienisch-deutschen Faschismusvergangenheit auseinander setzt. Der Auslöser der Morde liegt tief in der Geschichte begraben, über die niemand mehr sprechen möchte, die aber immer noch gärt.  Dass sich die beiden Ermittler dabei selbst in Gefahr begeben müssen und die Gefahren auch an unerwarteter Stelle lauern, erhöht den Thrill-faktor beträchtlich. Der Plot ist gut ausgedacht und die Spannung steigert sich bis zum dramatischen Finale. Der Leser wird raffiniert erst auf eine falsche Spur geschickt, bis sich die Hintergründe allmählich klären. Die Figuren sind bis hin zu den Nebenrollen sehr gut beschrieben und wirken lebensecht und authentisch,  selbst die abgrundtiefen Bösen haben eine Seele, die der Autor sensibel beschreibt. Je näher Johann und Enza den Motiven des Mörders kommen, umso gefährlicher wird die Situation, vor allem da sie ja an der Polizei vorbei ermitteln und sich nur auf sich selbst verlassen können. Die Schauplätze sind interessant und stimmig geschildert und man merkt die Ortskenntnis und die Liebe des Autors zu diesem Landstrich.
Ein realistischer und empfehlenswerter Krimi, der eine echte Alternative zu den zwangsversetzten französischen Kommissaren der letzten Jahre ist.