Rezension

Eine spannende Reise durch Albanien

10 Tage im Herzen der Ferne -

10 Tage im Herzen der Ferne
von Nico Mateew

Bewertet mit 4.5 Sternen

„...Der Sinn des Lebens ist es, unsere Gabe zu finden. Das Ziel des Lebens ist es, sie zu verschenken...“

 

Mit diesem Zitat von Pablo Picasso beginnt ein Buch, das mich in jeder Hinsicht positiv überrascht hat.

Der Autor hat zuerst seinen Werdegang beschrieben und mich dann auf eine mehrtägige und abwechslungsreiche Reise durch Albanien mitgenommen. Dabei lerne ich das Land von einer völlig neuen Seite kennen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den Gegebenheiten an.

Der Autor beginnt mit den Erinnerungen an die Sommerferien bei der Großmutter. Dabei sind ihm drei Kalendersprüche, die er damals gelesen hat, in Erinnerung geblieben. Einer lautet:

 

„...Schnitze das Leben aus Holz, das du hast...“

 

Nach der Schule folgt das Studium der Ökonomie. Die erst Arbeitsstelle war schnell gefunden und der Weg nach oben vorgezeichnet. Was aber auch wächst, ist die innere Unzufriedenheit. Er zweifelt am tieferen Sinn seines Tuns.

Zum Nachdenken bringt ihn ein Besuch in den USA.

 

„...Man sah die Arbeit als klare Notwendigkeit, um seine Ausgaben zu decken und sein Leben zu finanzieren. Die Menschen waren dankbar für ihre Jobs...“

 

Beim Besuch in Bulgarien, der Heimat seines Vaters, erlebt er eine Zufriedenheit trotz des einfachen Lebens. Als ihn ein Bandscheibenvorfall aus der Bahn wirft, entscheidet er sich für eine Auszeit. Er will reisen und dabei einen Film drehen. Sein Ziel ist Albanien. Im Mittelpunkt des Films soll die einheimische Küche stehen.

Chang, ein chinesischer Student, und Steve aus Amerika begleiten ihn. Beide kennen sich mit Filmen aus.

Während im ersten Teil der Schriftstil das Gefühl von Stress und Unzufriedenheit ausdrückte, kommt nun eine gewisse Leichtigkeit und Lebensfreude in die Geschichte.

Zuerst wird der Autor damit konfrontiert, dass er seinen straff getakteten Zeitplan vergessen kann. Man lebt den Augenblick.

 

„...Jetmir sah wohl das Entsetzen in meinem Gesicht und zog mich etwas beiseite. Dort klärte er mich ernsthaft darüber auf, dass ein sich in Arbeit befindliches Essen für die Gäste […] etwas Ehrbares sei, das man nicht einfach nur abzuwarten habe, sondern bei dem man die Ehre hatte, es abwarten zu dürfen...“

 

Nicht nur er, sondern auch seine Begleiter, müssen alte Vorurteile und Erkenntnisse über den Haufen werfen. Der Autor hatte Fragen vorbereitet. Die treffen kaum auf die Lebenswirklichkeit der Albaner.

 

„...Wir lernen hier von der Natur und nicht die Natur von uns., deshalb sind wir alle noch Schüler und Gäste auf Erden...“

 

Gemeinschaftsgefühl geht über Egoismus. Ich lerne interessante Lebensläufe kennen und erfahre auf der Reise quer durch das Land eine Menge über Einstellungen und Lebensinhalte. Während wir über naturbelassene Landwirtschaft streiten, ist sie dort Alltag. Gegessen wird, was regional vorhanden ist.

 

„...Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen...“

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lässt mich nachdenklich zurück.