Rezension

Eine tiefgründige Geschichte, die sich vor allem mit dem Glaube bzw. Nichtglaube an Gott auseinandersetzt

Jesus Jackson - James Ryan Daley

Jesus Jackson
von James R. Daley

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jonathan hätte nie erwartet, auf einem Footballfeld Jesus über den Weg zu laufen – und schon gar keinem, der Leinenanzüge und Goldkettchen trägt und mit vollem Namen Jesus Jackson heißt. Aber ein „spiritueller Berater“ taucht wohl gerade dann auf, wenn man ihn am meisten braucht. Denn wem kann Jon die Schuld am Tod seines Bruders Ryan geben, wenn er nun mal an keinen Gott glaubt? Jesus bringt ihn auf eine Idee: Was, wenn Ryan gar nicht verunglückt ist, wie alle behaupten? Was, wenn er ermordet wurde? Entschlossen macht sich Jon auf die Suche nach dem Täter und merkt fast zu spät, dass er die Antwort auf seine Fragen nur in sich selbst finden kann. 

Meine Meinung

"Jesus Jackson" ist ein ruhiges und nachdenklich stimmendes Buch, das man nicht einfach mal so weg liest, sondern auch einmal beiseitelegt um sich über gelesene Stellen seine Gedanken zu machen und heraufzufinden wie die eigene Meinung dazu aussieht. Der Fokus der Geschichte liegt auf dem Glaube bzw. Nichtglaube an Gott. Unser Protagonist Jonathan bezeichnet sich selbst als Atheist, seit sein Bruder ihm mit 10 Jahren eröffnet hat, dass Gott in Wirklichkeit gar nicht gibt. Eigentlich ist Jonathan davon immer noch überzeugt, doch der Tod seines Bruders sorgt dafür, dass er sich wieder Gedanken darüber macht und überlegt ob und an was er glaubt, denn wenn es wirklich keinen Gott gibt, dann gibt es weder ein Jenseits noch ein Leben nach dem Tod. D.h. es gibt auch keinen Ort an dem sich Ryan gerade befinden könnte. Naja und die Schuld am Tod seines Bruders kann er auch keinem geben.

Ich glaube so gut wie jeder von uns, hat sich wie Jonathan schon einmal mit der Frage auseinandergesetzt, ob Gott wirklich existiert. Schließlich gibt es keinen Beweis dafür. Wir können ihn weder sehen noch hören. Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist es an seine Existenz zu glauben; zu glauben, dass es jemanden gibt, der uns zuhört, der auf uns aufpasst und immer zur Seite steht. Im Laufe des Buches hat sich nach und nach gezeigt, was hinter dem Glauben steckt. Der Glaube ist etwas an dem wir Menschen uns festhalten können und das uns hilft wichtige Fragen, die wir hinsichtlich unserer eigenen Existenz haben, beantworten zu können. Es ist viel schöner an einen Gott und die göttliche Fügung zu glauben anstatt zu denken, dass alles willkürlich passiert ist und hinter unserem Leben kein größerer Sinn steckt.

Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich damit die Umstände von Ryans Tod aufzuklären. Vor allem als Jesus Jackson Jonathan darauf bringt, dass es vielleicht gar kein Unfall war, ist Jonathan davon überzeugt, dass es da nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Zusammen mit seinem Freund Henry beginnt er mit der Suche nach Beweisen für seine Theorie. Erste Anhaltspunkte sind Ryans bester Freund Alistair und Ryans Freundin Tristan, da man schnell merkt, dass sich die beiden irgendwie seltsam verhalten wenn sie auf Ryan angesprochen werden. Sie scheinen mehr zu wissen als sie zugeben wollen. Obwohl ich einen gewissen Verdacht hatte, der sich zum Schluss soweit bestätigt hat, war die Geschichte von diesem Punkt an sehr spannend.

Jonathan ist ein wirklich authentischer und vor allem sehr real wirkender Charakter. Mir hat gefallen, dass er sich seine eigenen Gedanken macht und sich seine eigene Meinung bildet, von der er dann auch überzeugt ist, anstatt die eines anderen zu übernehmen nur um nicht aus der Reihe zu tanzen. Seine Entwicklung, die er im Laufe des Buches durchmacht, wurde vom Autor gut und insbesondere nachvollziehbar dargestellt. Ich mochte Jonathan, wenn ich auch nicht sagen würde, dass ich ihn in mein Herz geschlossen habe, dafür ist bis zum Schluss leider eine gewisse Distanz zwischen ihm und mir geblieben.

Jesus Jackson ist der wohl interessanteste Charakter im ganzen Buch, was vielleicht daran liegt, dass er ziemlich schräg herüberkommt und nie so richtig greifbar ist. Er sieht zwar aus wie Jesus, entspricht allerdings so gar nicht dem Bild, das die Kirche immer von ihm entwirft. Jesus Jackson (wie er mit vollem Namen heißt) trägt Leinenanzug und Goldkettchen und bietet seine Dienste als „spiritueller Berater“ an. Jonathans erster Eindruck fällt daher nicht gerade positiv aus. Aber mit der Zeit lernt er Jesus zu schätzen, denn dieser taucht immer genau dann auf, wenn Jonathan ihn am meisten braucht. Wenn ich ehrlich bin, hat mich Jesus Jackson meistens ziemlich verwirrt - allerdings hat er auch einige wahre Dinge gesagt.

James Ryan Daley spricht ja doch eher ernsthaftere Themen an, aber sein lockerer Schreibstil und die kleine Prise Sarkasmus, die insbesondere von Jonathan ausgeht, haben eine gewisse Leichtigkeit in die sonst so tiefgründige Geschichte gebracht. Besonders gut gefallen hat mir, dass er den Leser auch ein wenig zwischen den Zeilen lesen hat lassen.  

Mein Fazit

James Ryan Daley erzählt mit „Jesus Jackson“ eine tiefgründige Geschichte, die sich vor allem mit dem Glaube bzw. Nichtglaube an Gott auseinandersetzt und dem Leser immer wieder Denkanstöße gibt. Dabei kommt zum Glück auch der Humor nicht zu kurz, was unserem Protagonisten Jonathan zu verdanken ist, der mit seinem Sarkasmus nicht hinterm Berg hält. Doch obwohl mir die Geschichte gefallen hat, muss ich zugeben, dass sie mich nicht voll und ganz zufriedenstellen konnte. Mir hat stellenweise nicht nur der Drang zum Weiterlesen gefehlt, sondern auch die emotionale Verbundenheit. Richtig emotional und bewegend wurde es für mich erst in der zweiten Hälfte des Buches, als sich Jonathan daran macht die Umstände von Ryans Tod aufzuklären.