Rezension

Eine Tür fast zu ist immer noch einen Spalt offen

Nur noch eine Tür - Uwe Schulz

Nur noch eine Tür
von Uwe Schulz

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

Der Tod ist eines der meistthematisierten Tabus der Gegenwart: Einerseits scheint er sich vereinzelt und unsichtbar in einer stummen Parallelwelt zu ereignen, in Krankenbetten, auf Palliativstationen und in Hospizen. Andererseits ist er spektakulärer Teil der Alltagskultur, dramatisiert in Krimis, boulevardisiert in den Nachrichten, popularisiert in Ego-Shooter-Spielen, bagatellisiert in modischen Accessoires. Die Verdrängung ist einer "Geschwätzigkeit des Todes" gewichen, die uns alle doch nur weiterhin alleinlässt mit der Frage, wie wir dem eigenen Ende entgegengehen wollen. Dieses Buch konfrontiert uns mit Fragen, die der Tod an uns richtet: Was kommt danach? Worauf darf der Sterbende hoffen, was glauben? Zwölf Menschen setzen sich hier mit diesen Fragen existenziell auseinander, weil sie dem Tod ins Gesicht sehen. Sterbende und Sterbebegleiter, Glaubende, Agnostiker und Zweifler - sie alle offenbaren dem erfahrenen Interviewer und Journalisten Uwe Schulz, was sie bewegt. Und sie richten damit gleichzeitig Fragen an unser aller Leben: Welchen Sinn hat es? Auf welches Ziel richten wir es aus? Was ist wichtig? Und was hat es auf sich mit dem Glauben an eine Auferstehung?

== Das Cover: ==

Erst einmal gefällt mir, dass das Cover hochglänzend ist! Ich mag diese matten Cover nicht, die sich so gummiartig anfühlen und als "seidig" betitelt werden. Die Tür, die fast geschlossen ist, ist aber auch gleichzeitig noch einen Spalt offen: So wie das Glas Wasser auch immer halbvoll und gleichermaßen halbleer ist.
Es macht neugierig und auch die dunkle Farbgebung gefällt mir sehr gut.

== Leseeindruck: ==

Mit diesem Sach- ,  Fach-, und Erfahrungsbuch "Nur noch eine Tür - Letzte Gespräche an der Schwelle des Todes" hat der Autor Uwe Schulz sich mit einem Thema befasst über das viele Menschen eher schweigen mögen: dem Tod und dem Sterben.

Dann lesen wir die Einleitung. Diese ist das Vorstellen der Arbeit des Autors. Wie die potentiellen Interviewpartner teilweise mit Ablehnung reagiert haben, weil sie kaum an ihre Krankheit und den nahenden Tod denken wollen, geschweige denn darüber reden. Gerade die, die nur noch in Monaten, Wochen oder Tagen denken dürfen, haben ja weder die Zeit, noch die Lust ihre Zeit mit irgendetwas anderes zu vertun, als eben das, was ihnen noch bleibt in den letzten Tagen. Irgendwie auch verständlich. Daher werden in diesem Buch die todkranken Menschen zwar vorgestellt und beschrieben, aber das Interview, das der Autor danach führt, führt er eher mit Angehörigen, Sozialarbeitern, Palliativmedizinern, Hospizangestellten und einem zum Tode verurteilten. Er verweist auch auf den Brief eines Bekannten, der 47 Tage nach Diagnosestellung verstarb, zitiert Persönlichkeiten, die sich mit dem Sterben auseinandergesetzt haben und bringt auch ein wenig christlichen Aspekt mit in die Einleitung mit ein.

Da ist beispielsweise Nico. Jung sportlich, 17 Jahre alt, Traumberuf Pilot, die Welt steht ihm offen, als er die Diagnose Glioblastom (sehr aggressiver Gehirntumor), die kaum einer überlebt, erhält. Aus mit Sport, Traumberuf, Leben, sondern erst einmal Rollstuhl. Gehnerven, Sprechnerven, Sehnerven ... alles ist beeinträchtigt. Das Interview enthält meiner Meinung nach recht sensible Fragen, mehr kann ein 17-Jähriger auch nicht tragen und auch hier immer wieder der Bezug zu Gott.

In diesem Buch lernen wir den Hospizalltag und die Aufgaben der Sterbensbegleiter ein wenig näher kennen, erfahren über die Ängste, Nöte und Sorgen der Todgeweihten. Diese Lektüre macht oft sehr traurig, nachdenklich und wehmütig. Dennoch gibt sie gleichzeitig auch Hoffnung, dass wenn man an Gott glaubt und seinen Frieden mit sich selbst gemacht hat, dass dann das Sterben einfach wird und per Saldo alles gut wird.  Zum Schluss akzeptiert jeder den Tod, der sterbenskrank ist, ja, sehnt ihn sogar herbei. Es werden die 5 Sterbephasen von Elisabeth Kübler-Ross erklärt. U.a. erklärte sie einmal, warum für viele das Sterben auch so schwer ist: Wir verlieren beim Sterben eines Menschen nur diesen einen Menschen und werden ihn (vorerst) nie wieder sehen. Der aber, der stirbt, der verliert ja tausende von Menschen, liebgewonnenen Menschen, die er nie wiedersehen wird. Stellt euch vor, morgen würden alle eure Freunde sterben, wie einsam ihr dann seid und so geht es dem Todgeweihten: Wenn er stirbt, sterben ja auch gleichzeitig alle die ihm nahestehenden Menschen.

Insgesamt 17 Kapitel verteilt auf 255 Seiten,  in denen 17 Menschen interviewt werden, die alle eines gemeinsam haben: Sie haben mit dem Tod ihren Frieden gemacht.

Ich habe dieses Buch tief auf mich einwirken lassen und vergebe sehr gerne 5 von 5 Sternen!

©esposa1969