Rezension

eine turbulente Familiengeschichte

Wir sind schließlich wer -

Wir sind schließlich wer
von Anne Gesthuysen

Bewertet mit 4 Sternen

eine turbulente Familiengeschichte

Anna von Betteray hat die Vertretung des erkrankten Pastors der kleinen Gemeinde in Alpen am Niederrhein übernommen und tritt sofort ins Fettnäpfchen als sie einen Jubilar nicht am eigentlichen Festtag besucht. Damit beginnt die turbulente Geschichte von Anna, ihrer Schwester Maria, deren auf Standesbewusstsein pochende Mutter und der überaus patenten Großtante Ottilie, der Standesdünkel eher gleichgültig sind. 

Anna kämpft gegen Gerüchte und Dorfklatsch und sieht sich gleichzeitig der Katastrophe in Marias Leben gegenüber,, als deren Mann einen Skandal heraufbeschwört. Als plötzlich ein Kind im Dorf verschwindet, beweisen die Dorfbewohner, dass sie auch anders können.

Anne Gesthuysen hat mit diesem Roman eine dörfliche Welt geschaffen, die absolut nachvollziehbar ist. Anne ist eine Frau, die eigentlich weiß, was sie will - allerdings kämpft sie mit den Erlebnissen ihrer Vergangenheit, der Beziehung zu ihrer Schwester und Mutter, die beide in Zwängen gefangen sind und sich in einer Adligen Welt bewegen, die Anne nicht behagt. Ihre Großtante Ottilie steht Anne großartig bei. Sowohl die Protagonistin als auch die anderen Charaktere sind von der Autorin wirklich lebendig beschrieben und haben ein echtes Profil. Es ist kaum vorstellbar, dass es auch heute noch so zugeknöpfte Menschen gibt, aber die Dorfgemeinde bietet einen Rahmen, der dies verständlich macht. Eine Haushälterin, die sich echauffiert über die Lebensumstände der neuen Pastorin, die zudem noch viel zu jung erscheint, ein Jubilar, der sich nicht wertgeschätzt fühlt und eine Lebensgeschichte der Protagonistin, die in interessanten Rückblicken gezeigt wird, lassen diese Geschichte für die Leser*innen sehr unterhaltsam werden, sie bietet aber auch einige zum Nachdenken anregende Momente.  

Anne Gesthuysen erzählt emotional, würzt das Drama mit einigen Aspekten, die zum Schmunzeln anregen. Ihr Schreibstil ist angenehm, die Veränderung der Dorfbewohner und das am Ende erfreuliche Verhältnis zwischen den ungleichen Schwestern lässt die Leser*innen mit einem guten Gefühl und einem leichten Schmunzeln dieses Buch schließen. 

Ich gebe gern 4 Sterne und empfehle diese Geschichte für Leser, die etwas Drama gewürzt mit Humor mögen.