Rezension

Eine unbekannte Tote und ein schrecklicher Verdacht

Blinder Tod -

Blinder Tod
von Karina Abrolatis

Bewertet mit 5 Sternen

Kriminalhauptkommissarin Becca Briggs befindet sich in einer persönlichen Krise. Ihre jüngere Schwester ist gestorben. Sie hat eine neue Stelle in Ravensburg angetreten und Probleme mit dem Kollegen Herz, den sie gerne los werden möchte. Da kommt zur Ablenkung der Fall einer unbekannten Toten am Salemer Affenberg gerade recht. Nur scheint die Unbekannte niemand zu vermissen. Wo also mit den Ermittlungen beginnen ? Als sich herausstellt, dass die Tote vermutlich aus Osteuropa stammt, gerät die ortsansässige Fleischfabrik in den Fokus, da dort Arbeitskräfte aus Osteuropa tätig sind. Die schwierigen und zu wenig Hoffnung Anlass gebenden Ermittlungen werden zudem durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt.

Mir hat der Krimi gut gefallen, gerade weil sich die Spannung langsam aufbaut und der Schrecken ein Ausmaß annimmt, das ich so nicht erwartet habe.

Zu Beginn stehen die privaten Probleme der Hauptkommissarin im Mittelpunkt. Einfühlsam schildert die Autorin die Trauer und das Gefühl von Verlust, die Becca nach dem Tod der Schwester erfassen. Hinzu kommen die Probleme mit dem neuen Kollegen, der sich wenig teamfähig zeigt. Das alles hat mich zuerst für Becca eingenommen, aber richtig sympathisch wurde sie mir nicht. Sie ist sehr Karriere orientiert und das auch auf Kosten von Kollegen. Da war mir der Kollege Herz näher, der trotz seiner Probleme mehr Empathie ausstrahlt.

Gut gefallen hat mir, wie die Auswirkungen der Pandemie in die Handlung eingebaut werden. Das weckt viele Erinnerungen - gute wie schlechte. Über manches konnte ich sogar lachen. Ein weiterer Pluspunkt für mich waren die tollen Beschreibungen der Landschaft Oberschwabens und des Bodensees.

Der Fall selbst ist packend und führt in eine Richtung, die mich wütend und fassungslos gemacht hat. Die Täter kennen kein Mitleid , glauben, dass für sie keine Regeln gelten. Besonders deren Arroganz war kaum zu ertragen. Das Ende ist in meinen Augen tragisch und hat mich stark berührt.

Ich fand den Krimi auch deshalb packend, weil ein aktuelles gesellschaftliche Problem auf ungewöhnliche und dabei überzeugende Weise in den Fokus gestellt wird.