Rezension

Eine ungesunde sowie narzisstische Mutter-Tochterbeziehung

Wild Game - Adrienne Brodeur

Wild Game
von Adrienne Brodeur

Bewertet mit 5 Sternen

Auf „Wild Game: Meine Mutter, ihr Liebhaber und ich" “ war ich sehr neugierig. Ich habe eine außergewöhnliche und ungesunde narzisstische Mutter- Tochterbeziehung erwartet, genau das habe ich auch gelesen. Ein Buch, das mich von der ersten Seite an fesseln konnte.

 

Das Buch ist eine Art Autobiografie der Autorin Adrienne Brodeur, die selbst Lektorin ist.

Wir begleiten sie von ihrem 14 bis 55 Lebensjahr. Es geht darum, dass ihre Mutter Malabar Brewster, ihrer 14 jährigen Tochter Rennie anvertraut, dass sie von Ben, dem besten Freund ihres Mannes Charles, geküsst wurde. Ab dem Moment beginnt eine Affäre zwischen ihrer Mutter und Ben. Weder Rennies Stiefvater Charles , noch Ben´s Frau Lily ahnen nichts davon. Somit wird Rennie ihre Mitwisserin und in einen Strudel von Intrigen und Verrat mit hineingezogen. Wir erleben wie sie damit umgeht und welche Folgen das Ganze auf ihr Leben und ihre Entwicklung hat...

Charles ist zwar nicht ihr richtiger Vater, zu dem sie aber noch Kontakt hat, trotzdem bedeutet ihr Charles sehr viel und es belastet sie sehr, was Malabar ihm antut. Doch Malabar ist es egal, sie würde alles für Ben tun...

 

„Endlich verstand ich, wie groß das Opfer war, das meine Mutter und Ben brachten. Sie wollte warten, bis Lily und Charles starben. Darauf hatten sie sich geeinigt. Damals erschien mir das nobel, geradezu lieb.“

 

Der Schreibstil der Autorin ist toll zu lesen, insbesondere ab der Mitte und gegen Ende wurde es auch emotionaler, denn am Anfang fand ich es recht locker und jugendlich geschrieben und dann nimmt es immer mehr einen dramatischen Verlauf. Die Autorin schafft es die ganze Handlung über  einen roten Faden aufzubauen und schildert sehr reflektiert ihre Situation und Gedankengänge und lässt uns daran teilhaben, wie sie seelisch damit fertig werden musste.

 

Ich habe mich so sehr über die Mutter Malaber aufgeregt, ich fand es unglaublich wie abgebrüht sie war. Einerseits wie sie ihren Mann Charles betrügt und auch noch denkt, es ist okay so wie sie gedenkt zu handeln und andererseits wie sie ihr Tochter, die erst 14 ist damit belastet ohne über die Folgen nachzudenken. Daher war sie mir sehr unsympathisch. Ich kann verstehen, wenn Menschen sie vielleicht in laufe der Ehe in jemanden anderen verlieben, das ist durchaus möglich,  dann muss man sich aber von dem Partner trennen, um etwas neues gesundes zu beginnen und den Werten treu bleibend. Rennie musste in ihrem jungen Alter ihre Mutter auffangen, eigentlich verläuft es in einer gesunden Mutter-Tochterbeziehung andersherum.

 

„Ihre Existenz hatte ich beinahe vergessen. Ich war schon so lange die Erwachsene von uns beiden – diejenige, die Rat gab und aufmunterte und sie in den Arm nahm -, dass ich mich nicht mehr erinnerte , wie es war, von ihr gehalten zu werden.“

 

Gegen Ende wurde es sehr emotional und man merkt wieder und wieder wie vergänglich wir Menschen sind, dass wir besten Fall, alt werden dürfen, um dann zu sterben. Mir Tränen in den Augen beendete ich die letzte Seite und danke der Autorin für ihre  Offenheit und Vertrauen an die Leser*innen.

 

Fazit: Ein Buch, das mich überzeugen konnte und bewegt hat. Die Geschichte wurde dem Titel und der Inhaltsbeschreibung absolut gerächt.  Während man dachte der ist es, ging es doch in eine andere Richtung! Ich habe das Buch sehr gern gelesen, kann es weiterempfehlen und vergebe 5 Sterne.