Rezension

Eine ungewöhnliche Geschichte über eine starke Mädchenfreundschaft - ein Buch fernab des Mainstreams

Papierfliegerworte - Dawn O'Porter

Papierfliegerworte
von Dawn O'Porter

Inhalt:

Flo und Renée leben auf der kleinen Insel Guernsy und haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Doch durch Zufälle nähern sie sich einander an und beginnen miteinander über alles zu reden. Sie finden ineinander Vertrauen, Verständnis und endlich jemand, der ihnen zuhört. Aus einer zarten Annäherung entwickelt sich rasch eine unzertrennliche Mädchenfreundschaft. Die beiden gehen gemeinsam durch dick und dünn und sind immer füreinander da.
Sie versprechen sich einander pure Ehrlichkeit, doch Renée verschweigt Flo etwas und setzt damit ihre besondere Freundschaft aufs Spiel...

Meine Meinung:

Aufgrund des Covers erwartete ich eine fröhliche Sommergeschichte über eine Mädchenfreundschaft. Besondere Titel wie dieser wecken immer meine Neugier, besonders weil man mit Papierfliegern soviele Dinge assoziieren kann - Freiheit, heimliche Nachrichten in der Schule, zarte Gebilde aus Papier, die leicht zerreißen können...

Das einleitende Wort der Autorin hat mich noch neugieriger auf die Geschichte macht. Sie hat sich von ihren Tagebüchern zu diesem Buch inspirieren lassen und das Buch hat leichte autobiografische Bezüge zu ihrer eigenen Jugend.

Besonders gut gefällt mir, dass die Geschichte von Flo und Renée auf der kleinen britischen Insel Guernsy erzählt wird und in den 90-er Jahren spielt. Es tut der Geschichte gut, dass weder Smartphones, Internet noch soziale Netzwerke eine Rolle spielen, sondern z.B. Papierflieger als analoge Kommunikationsmittel in langweiligen Schulstunden dienen.

Die Protagonistinnen Flo und Renée sind sehr interessante ungewöhnliche Charaktere, die mir unglaublich gut gefallen haben. Flo hat kein Selbstbewusstsein und ist eher schüchtern. Ihr einziger Halt im Leben ist ihr Vater, der jedoch Alkoholiker geworden ist. Sie will ihre Abschlussprüfungen gut bestehen, um endlich weg von Guernsy zu kommen.
Renée gibt sich stark und spielt den Klassenclown, doch in ihr steckt die Sehnsucht nach Liebe. Ihre Mutter ist an Krebs gestorben und sie hat ebenfalls große familiäre Probleme.
Nach einer geteilten Portion Pommes nähern sich die beiden einander durch Papierflieger im Unterricht an. Als Renée für sie da ist, als Flo ihren Beistand am meisten braucht, ist endgültig der Damm zwischen den beiden gebrochen. Ihre Freundschaft wird allerdings unter anderem erschwert durch Sally, Flos "beste Freundin", die sie unglaublich schlecht behandelt. Im Laufe des Buches bekam ich immer mehr Wut auf diese Figur und teilweise auch auf Flos Schwäche sich nicht durchsetzen zu können.

Die Autorin schreibt immer abwechselnd in der Ich-Perspektive aus Flos und Renées Sicht. Diese Sichtwechsel bauen als Leser zu beiden Figuren eine Beziehung auf, so dass man sich in beide Mädchen gut hineinversetzen kann. Der Schreibstil ist flüssig und sehr jugendlich.
Dieser Jugendroman hat mich des öfteren schockiert und berührt durch die Tragik und die Schwere der Leben der beiden 15-jährigen Mädchen. Wellen der Wut, der Trauer und des Mitgefühls brachen beim Lesen über mich herein. Die Autorin beschreibt die Geschichte ungeschönt und real - diese Erzählweise gefällt mir unglaublich gut und macht das Buch zu keiner leichten Kost und zugleich zu etwas Besonderem.
Meiner Meinung nach werden die Charaktere, die familiären Probleme, die Pubertätsprobleme und die Geschichte sehr authentisch erzählt.

Besonders Renée ist mir ans Herz gewachsen mit ihrer rebellischen Art, ihrer Fassade aus Coolness hinter der sich so viel mehr versteckt. Sehr oft konnte ich sie beim Lesen nicht nachvollziehen aufgrund ihrer Fehler und Schwächen, aber gerade das macht sie authentisch und zu einem sehr vielschichtigen, starken Charakter.
Interessant ist ebenfalls die Umgebung, in der die Freundschaft der beiden Mädchen entsteht. Sie gehen auf die Mädchenschule Tudor Falls, die meiner Meinung nach ziemlich strenge Regeln hat, die Renée alle bricht. Als Leser bekommt man hierbei einen interessanten Einblick in eine englische Mädchenschule.

Dawn O´Porter baut gekonnt Humor und Traurigkeit ein, so dass man gleichzeitig Weinen und Lachen möchte.

Mein Fazit:
Eine ungewöhnliche Geschichte über eine starke Mädchenfreundschaft. Vielschichtige Charaktere und die vielen familiären Probleme verleihen der Geschichte Tiefe. Ein Jugendroman für all diejenigen, die eine berührende und lustige Geschichte zugleich lesen wollen fernab des Mainstreams.