Rezension

Eine Welt, in der jeder die Gedanken des anderen hören kann...

New World 1: Die Flucht - Patrick Ness

New World 1: Die Flucht
von Patrick Ness

Bewertet mit 5 Sternen

Allgemeines zum Buch und dessen Aufbau:
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"Die Flucht" umfasst 539 Seiten und gliedert sich in sechs Teile. Innerhalb der Teile gliedert sich das Buch in insgesamt 42 Kapitel, die alle recht kurz sind.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht des Ich-Erzählers Todd, der zugleich der Hauptcharakter des Romans ist.

Die Originalausgabe erschien 2008 bei Walker Books Ltd, London unter dem Titel "The Knife of Never Letting Go. Chaos Walking: Book One".

"Die Flucht" ist der erste Band der dreibändigen Reihe. Teil 2 trägt den Titel "Das dunkle Paradies", der Titel von Teil 3 lautet "Das brennende Messer". Alle drei Bände sind im Ravensburger Buchverlag erschienen.

Meine Meinung zum Buch:
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Die Vorstellung, dass jeder die Gedanken des anderen hören kann, ist beängstigend und unvorstellbar. Und gerade deswegen eignet sie sich so hervorragend als Inhalt eines Romans. Und ebenso hervorragend ist dem Autor die Umsetzung dieser Idee gelungen.

Frank Cottrell Boyce lobt das Buch auf dem Schutzumschlag mit den folgenden Worten:

"Einer der besten ersten Sätze, die ich je gelesen habe - und eine Geschichte, die hält, was dieser erste Satz verspricht."

Der erste Satz des Buches lautet: "Das Erste, was du herausfindest, wenn dein Hund sprechen lernt, ist, dass Hunde nicht viel zu sagen haben." Und ebenso wie Herrn Frank Cottrell Boyce hat auch mich dieser Satz total fasziniert. Oft ist es ja gerade der erste Satz, der beim Stöbern im Buchladen den Ausschlag gibt, ein Buch zu kaufen, oder es wieder ins Regal zurück zu stellen. Bei mir hat dieser erste Satz jedenfalls zur Folge gehabt, dass ich das Buch in einem Rutsch verschlungen habe.

Doch nicht nur der erste Satz ist es, der den Leser an das Buch fesselt. Vielmehr ist es die unfassbare und spannende Handlung des Romans, die der Autor auf gekonnte Weise vermittelt.

Todd ist der Hauptcharakter des Buches. Er ist 12 Jahre und 12 Monate alt. Das ergäbe nach unserer Zeiteinteilung bereits 13 Jahre, aber nicht so in Prentisstown. Denn hier hat das Jahr 13 Monate. Mit Erreichen dieses Alters wird aus einem Jungen ein Mann. Todd ist der jüngste Bewohner der Stadt und zugleich der letzte Junge, der noch nicht zum Mann geworden ist. Dieses Ereignis wartet er sehnsüchtig herbei. Die Zeit des Wartens vertreibt er sich mit seinem Hund Manchee, der ihm auf Schritt und Tritt folgt und ihm mit seinen Gedanken, die für Todd und auch alle anderen hörbar sind, des Öfteren auf die Nerven geht. Doch eines Tages entdecken Todd und Manchee im Sumpf eine Stelle, die reinste Stille ausstrahlt. Diese ist ungewöhnlich in einer Welt voller Lärm und lautstarker Gedanken. Todd gelingt es nicht, den Gedanken an diese Stille zu verdrängen und so weiß bald jeder in der Stadt von diesem Fleck im Sumpf, ohne dass Todd sich jemals laut darüber geäußert hätte. Nun nehmen Ereignisse ihren Lauf, die für Todd in einer großen Flucht enden.

Das Buch lebt von seiner Spannung. Vieles bleibt für den Leser lange Zeit im Unklaren. Und jede beantwortete Fragen eröffnet den Weg für neue, unbeantwortete Fragen. Todd lebt in einer Welt voller Geheimnisse, die niemals ans Licht gelangen dürfen. Doch ebenso, wie der Leser die Wahrheit hinter den Geheimnissen erfahren möchte, drängt es auch Todd, diese zu lüften. Und so begibt sich der Leser zusammen mit Todd auf eine gefährliche Entdeckungsreise. Die Handlung bleibt dabei durchweg abwechslungsreich. Es gibt stetig überraschende Wendungen und an keiner Stelle ist die Handlung vorhersehbar.

Der Stil des Autors ist kurzweilig. Es gibt viele Stellen, die blutig und brutal sind und der Autor geizt hier nicht mit Beschreibungen. Doch es gibt auch ebenso viele lustige und humorvolle Szenen. Sehr oft ist es Manchee, der mich mit seiner naiven tierischen Art zum Lachen gebracht hat und ihn habe ich am meisten in mein Herz geschlossen. Doch auch alle anderen Charaktere des Buches sind bildhaft und greifbar gezeichnet und werden dem Leser auf Anhieb sympathisch oder unsympathisch.

Das Ende des Buches ist ein wahrer Cliffhanger und macht definitiv neugierig auf die Fortsetzung, die ich auch bald lesen möchte.

Mein Fazit:
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Das Buch überzeugt mit seiner lebhaften und spannenden Handlung und dem fesselnden Stil des Autors, dem es zudem nicht an Humor mangelt.