Rezension

Eine wunderbar überraschende Reise durch die USA, bei der ich sehr gerne wieder dabei bin.

Hot Dogs zum Frühstück
von Elke Becker

Ich bin mit vier Frauen auf der Route 66 unterwegs - von Chicago im Norden der USA, durch den Mittleren Westen bis nach Los Angeles an der Westküste des Nordamerikanischen Kontinents. Meine Reisebegleiter sind Damaris, Hanna, Romana und Adelheid. Die vier Frauen haben zwischen zwanzig und siebzig Jahren Lebenserfahrung hinter sich und jede hat ein kleines oder größeres Geheimnis im „Handgepäck“ dabei. Eine „Reiseannonce“, ein kurzer virtueller Briefverkehr und eine Autopanne auf der fast 4.000 Kilometer langen Route 66 hat sie zusammen geführt.

~~Was passierte neun Tage bevor die Reise begann...

 

Die kinderlose Romana entschließt kurzerhand ihrem Mann Hannes, zuvor zu kommen. Nach 15 Jahren Ehe bedeutet das Zusammenleben nur noch Enge für ihn. Enge, der er entfliehen möchte. Doch Romana ist schneller! Sie stellt ihn emotionslos und selbstsicher vor vollendete Tatsachen, als sie ihm beim Abendessen mitteilt: "Du bekommst deine Freiheit. Denn ich werde gehen. Ich brauche nicht nur Abstand von dir, sondern von allem“. Dann bereitet sie innerhalb eines Tages ihren eigenen Ausbruch aus dem Eheleben mit dem rechtlich Angetrauten vor, dessen körperliche und geistige Abwesenheit „chronisch“ zu sein scheint. Sie sucht sich im Internet Reisebegleiter (weiblich, spontan, und vermeintlich unkompliziert), und vereinbart ein Treffen an einer Kreuzung in Chicago. Romana sorgt für den fahrbaren Untersatz, einen grünen VW-Bus.

 

 

... und drei Tage später reist Romana in die USA.

 

Zuhause in Deutschland lässt die Enddreißigerin ihren völlig verdutzten, fassungslosen, fast schon verzweifelten "Mitbewohner" Hannes zurück, der nun selber für einen gut gefüllten Magen und einen knitterfreien Stapel sauberer Wäsche im Kleiderschrank sorgen muss.

Jede der vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, hat ihren ganz persönlichen Grund, weswegen sie dem Ruf der Freiheit gefolgt ist.

 

Die Reise kann beginnen... und am Ende der Reise ist nichts mehr, wie es vorher war. Das kann ich wahrhaftig versprechen.

 

Meinung:

Eines haben alle vier Frauen gemein, sie sehnen sich nach der (symbolischen) Freiheit, die die kurvenreiche Transkontinentale Landstraße fernab von den geradlinigen Highways verspricht. Diese Geschichte um vier Frauen auf dem nicht immer einfachen und schnellen Weg zur Freiheit, hat mich als Leser überrascht. Der Roman von Elke Becker ist eine wundervolle Mischung zwischen einem "Roadmovie" mit all seinen Tücken und Erlebnissen und dem nicht immer konfrontationslosen und konfliktlosen Zusammenspiel der vier Protagonistinnen, die sich hier – auf dieser Reise - ihrem bisherigen Leben auf unterschiedliche Weise stellen (müssen). Es ist eine Geschichte mit Tiefgang, mit Heimlichkeiten, einigen Funken Realität. Elke Becker erzählt von spannenden Erlebnissen, die die Vier gemeinsam genießen, gewürzt mit einigen Brisen Humor, die immer an den richtigen Stellen die Handlung "versüßen".
Ich mag diese vier Freiheitssuchenden, die sich früher oder später ihrem Leben vor dem Trip stellen müssen. Die vier Hauptprotagonisten haben Ecken und Kanten, sie verändern sich auf dieser Reise. Sie sind liebenswert, amüsant und kommen sympathisch und authentisch daher. Und immer wieder müssen Romana, Adelheid, Hanna und Damaris erkennen, dass nichts und niemand sind, wie es für sie augenscheinlich scheint. Am Ende wird der Leser auch noch mit zwei besonderen Schlusskapiteln belohnt.  

Sprache:

Die Geschichte liest sich gut und flüssig. Die Worte und Formulierungen passen zur Situation - emotional, tiefsinnig, sachlich, amüsant, ironisch. Elke Becker hat durch bildhafte Beschreibungen besonders beeindruckende Landschaften vor meinem inneren Auge aufleben lassen.

Cover:

Da kann ich nur eines sagen - Story und Cover passen perfekt.

Fazit:

Ich bin froh, glücklich und zufrieden, dass ich bei der Tour mit diesem wunderschönen Bully (VW-Bus) dabei war. Ich hatte eine wunderbare Zeit. Diese Reise hat mich überrascht, mich nachdenklich gestimmt. Die Route 66 und  die "Nebenstraßen" habe ich mit den Augen von vier Frauen "gesehen". Frauen, die ich - besonders Adelheid - gerne einmal kennenlernen möchte.

 

 

 

Abschließend kann ich schreiben: Ich habe die Schönheit der Natur vor Augen gehabt, ich habe mich gefreut, geweint, gelacht.