Rezension

Eine ziemlich blutrünstige Geschichte

Scherbenkrone - Tessa May

Scherbenkrone
von Tessa May

Bewertet mit 3 Sternen

Worum geht’s?

Elf Jahr lang hat sich Prinzessin Calista von Dormienta nach der Hinrichtung ihrer Mutter auf die Rache an ihrem Vater vorbereitet. Kaum ist das Land von seiner Tyrannei befreit, wendet sich ihr wichtigster Verbündeter gegen sie und lässt sie in den Kerker werfen. Um ihrer eigenen Hinrichtung zu entgehen, willigt sie in eine strategisch geplante Ehe mit dem Sohn ihres nun ärgsten Feindes ein, weiß sich jedoch auch schnell wieder daraus zu befreien. Ohne sich sicher sein zu können, wer Freund und wer Feind ist, macht sie sich gemeinsam mit ihrer Leibwächterin auf eine gefährliche Flucht ins Nachbarland auf, um sich den Thron und die Krone ihres Heimatlandes zurück zu holen.

 

Meine Meinung

Das Cover hat mit sehr gut gefallen, es ist sehr ästhetisch gestaltet und besonders die Darstellung der Scherbenkrone hat mir sehr gut gefallen.

Auch das Worldbuildung dieser Geschichte kam mir wirklich gut durchdacht vor, die verschiedenen Königreiche verfügen über unterschiedliche politische Systeme und die Existenz und das Wirken von Magie wird dort in unterschiedlichem Maß akzeptiert. Aufgrund der relativen Kürze des Buches spielen die anderen Reiche noch keine besonders große Rolle, ich hoffe aber darauf, dass man vielleicht im nächsten Band auch noch ein wenig mehr darüber erfährt, wie die Welt außerhalb von Calistas Dunstkreisen so tickt.

Was ich ein wenig schade fand war, dass der Klappentext einen Großteil der Handlung verrät und mich somit kaum eines der Ereignisse wirklich überraschen konnte. Auch die Charaktere konnten mich leider nicht vollständig überzeugen, was bei einer längeren Geschichte mit Sicherheit schwerer ins Gewicht fallen würde als bei diesen knapp 150 Seiten.

Ich kann zwar absolut verstehen, dass Calista aufgrund der Grausamkeit ihres Vaters und dem Mangel an Liebe, den sie als Kind erfährt nicht zu einem netten Mädchen heranwachsen kann. Auch die Tatsache, dass sie die Hinrichtung ihrer eigenen Mutter miterleben musste wirkt sich sicherlich nicht besonders positiv auf ihre Entwicklung aus, zumal dies ja der Hauptgrund für ihren Wunsch nach Rache an ihrem Vater ist. Trotzdem war mir ihre Blutgier, die durch die unterschwellige Magie die  ihr zur Verfügung steht noch verstärkt wird, an manchen Stellen der Geschichte einfach etwas zu viel des Guten.

Auch ihre Beziehungen habe ich teilweise nicht ganz verstanden, da sie einerseits von tiefen Gefühlen zu ihrer Leibwächterin spricht, andererseits aber scheinbar auch kein Problem damit hat, sehr konsequent auf Abstand zu gehen und sich anderen Beziehungen und Personen zuzuwenden. Die im Klappentext angesprochenen Gefühle für die Schwester von Prinz Brejon kamen für mich irgendwie etwas zu spät in der Geschichte auf und wirkten darüber hinaus auch noch nicht wirklich authentisch auf mich. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass sie einfach noch ein wenig Zeit und Entwicklung braucht, um mir als Charakter sympathischer und stringenter handelnd zu erscheinen.

 

Fazit

Scherbenkrone ist mit Sicherheit eine interessante Geschichte mit einem spannenden Blick auf Gesellschaften und den Einfluss von Gewalt auf die Persönlichkeitsbildung. Leider spoilert der Klappentext schon einen Großteil der elementaren Handlungsstränge und nimmt so einige der spannendsten Wendungen vorweg.

Wer eine nette Geschichte und harmlose Protagonisten erwartet, der wird sicherlich ein wenig verstört sein, denn Scherbenkrone ist vor allem eines – sehr blutrünstig.

Auch Calista konnte mich in diesem ersten Teil als Protagonistin leider noch nicht wirklich überzeugen, doch ich sehe durchaus noch Potenzial in ihr, welches sich im nächsten Band hoffentlich entfalten kann.

Ich bin auf jeden Fall trotzdem gespannt, in welche Richtung sich die Geschichte und die Charaktere im nächsten Buch entwickeln werden und ob Calista sich ihr Land und ihre Krone zurückerobern kann.

Dafür vergebe ich drei Bücherstapel.