Rezension

Eine zutiefst bedrückende Geschichte

Platzspitzbaby - Michelle Halbheer

Platzspitzbaby
von Michelle Halbheer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Autorin: Michelle Halbheer, Coautorin: Franziska K. Müller, Genre: Drama, Autobiografie, Verlag: Wörterseh, ISBN: 978-3-03763-304-5, 7. Auflage 2020, 224 Seiten, Preis Taschenbuch € 17,90

Michelle Halbheers Mutter gehört der Platzspitz-Generation an; schwerst drogenabhängig, vernachlässigte und gefährdete sie nicht nur sich selber, sondern auch ihr Kind. Michelle ist knapp zehn, als sich ihre Eltern scheiden lassen und sie in die Obhut ihrer heroin- und kokainabhängigen Mutter kommt. Die folgenden Jahre werden für das Mädchen derart bedrohlich, dass es nur knapp überlebt. 

Michelle Halbheer schildert in ihrer Autobiografie die Drogensucht ihrer Mutter. Sie berichtet von unvorstellbaren Zuständen. Es geht um Verwahrlosung und emotionale Vernachlässigung. Michelle erlebte die Sucht ihrer Mutter hautnah, ihre Abstürze, Aggressionen und Unberechenbarkeit. Oft gab es nichts zu essen, eine Matratze auf der sie zusammen schliefen, in einer vermüllten, Bude, die Ungeziefer beherbergte. Michelle war eines von vielen Kindern, die mit ihren suchtkranken Eltern auf dem Platzspitz und dem Letten lebten und verendeten. Die Behörden interessierte das nicht. Niemanden interessierte, was mit den Kindern passierte. Michelle schaffte den Absprung in ein autarkes Leben, aber der Weg dahin war schwer, für außenstehende unvorstellbar.

Michelles Geschichte liest sich bedrückend, auch weil sie so authentisch geschrieben ist, dass keine Zweifel an der Echtheit der Geschehnisse aufkommen. 

Fazit: Die Geschichte erinnert leicht an, “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo”. Der Unterschied ist, die Sicht des Kindes über seine Umgebung.