Rezension

Einerseits leichte Lektüre - andererseits schweres Thema

Behind His Eyes -

Behind His Eyes
von Claire Kingsley

Bewertet mit 4 Sternen

Nicole Prescott verlässt Seattle, nachdem sie ihren langjährigen Freund mit einer anderen Frau erwischt hat. Sie kehrt zurück in ihre Heimatstadt Jetty Beach und zieht gezwungenermaßen wieder bei ihren Eltern ein. Ihre Mutter drängt sie dazu, das jährliche Kunstfestival zu organisieren. Gemeinsam mit Ryan Jacobsen, ihrem Sandkastenfreund, der ebenfalls nach Jahren in Los Angeles wieder heimgekehrt ist. Ryan ist nach einer schrecklichen Tragödie dabei, sich in Jetty Beach ein neues Leben als Fotograf erotischer Bilder aufzubauen. Beide fühlen sich schnell zueinander hingezogen, aber eine Kleinstadt macht es einem nicht leicht und Ryans Dämonen und seine Geheimnisse erschweren die Beziehung zusätzlich.

 

Claire Kingsley ist mir als Autorin von Liebesromanen durchaus ein Begriff und ihre Bookboyfriends-Reihe habe ich gerne gelesen. Im Gegensatz dazu fand ich das vorliegende Buch eher ein wenig dünn. Was paradox ist, spricht die Autorin doch mit dem Thema Depression ein wichtiges und in der Gesellschaft gerne verschwiegenes Gebiet an. Sie macht das auch ganz gut und zeigt einen realistischen Weg, wie Betroffene in die Erkrankung rutschen und wie schwer es ist, aus einem tiefen Tal wieder herauszufinden. Auch wenn natürlich klar ist, dass eine Romanze nicht die Qualität eines Sachbuches haben kann, fand ich die Thematik insgesamt doch unzureichend und zu oberflächlich behandelt.

 

Ich bin auch mit den Protagonisten nicht wirklich warm geworden. Nicole ist das nette Mädchen von nebenan, das sich das ganz normale Leben mit Mann, Kindern, Haus und Garten gewünscht hat. Natürlich ist gegen solche Zukunftswünsche nichts einzuwenden, aber ich fand sie ein wenig farblos dargestellt. Auch ihre Karriere entwickelt sich nicht weiter, da ihre Beförderung letztlich nur auf dem Papier existiert. Bis sie den Mut findet, sich zu wehren, dauert es sehr lange. Ryan kam mir da schon näher, auch wenn seine Erkrankung lange nicht erwähnt wird. Sein Umgang mit seinen Brüdern oder mit Fotomodellen macht ihn zu einem mitfühlenden und sympathischen Mann.

 

Claire Kingsley ist ganz sicher eine fabelhafte und gekonnte Schriftstellerin. Allerdings spult sie ihre Kreativität so routiniert und bewährt ab, dass mir eine Form von Leidenschaft und Herzblut gefehlt hat, die mich als Leserin mitreisst und begeistert. Das gilt auch für die erotischen Szenen des Romans. Ja, sie sind niveauvoll und überfrachten den Plot nicht, wie bei anderen Büchern dieses Genres durchaus üblich. Dennoch haben mir auch hier Passion und angeregtes Kopfkino gefehlt.

 

Trotz dieser Kritik freue mich auf den nächsten Band der Serie, denn die hier auftretenden Nebencharaktere versprechen weitere Bücher, die sicher gut unterhalten werden.