Rezension

Einfach schön!

Flüsternde Hände - Sherryl Jordan

Flüsternde Hände
von Sherryl Jordan

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Es war, als sei er auf den Flügeln seiner Seele in eine eigene, viel schönere Welt geflogen."
-S.63

4.5 Sterne.
Wozu braucht man eine Stimme, wenn man flüsternde Hände hat?
Eine wirklich einfühlsame und wunderschöne Geschichte.
Die Geschichte um Marnie, Raven und die Macht der Worte ist eine wirklich schöne Geschichte. Sie kommt ganz ohne Aufregung und Action aus, und überzeugt eher durch die ruhigen Töne. Dennoch wird es nie langweilig und die Spannung zieht sich durch das gesamte Buch. Ich wollte permanent erfahren, wie es mit Pater Brennan, Marnie, Raven und vor allem der Handsprache weiter geht. Denn die Entwicklung eben dieser wurde wirklich toll beschrieben und das Buch hat in mir den Wunsch aufkeimen lassen, endlich selbst die Zeichensprache zu lernen.
Marnie als Protagonistin ist sympatgisch, doch ich habe mir oftmals gewünscht, dass sie nicht ganz so extrem "gut" ist. Sie denkt und tut immer richtig und gut, ist immer positiv und macht nie etwas falsch, ist fast schon naiv. Klingt eigentlich ziemlich liebenswürdig, doch ein wenig habe ich die Ecken und Kanten an ihrem Charakter vermisst, das hätte ihr Bild für mich noch abgerundet. Aber sie ist dafür sehr selbstbewusst und steht für sich, sowie Raven ein. Man kann sogar in gewisser Weise von einer Entwicklung reden, da sie sich am Ende gegen alle behauptet und zur Abwechslung mal nur ihrem eigenen Glück folgt.
Raven, hach ja, Raven. In ihn muss man sich einfach verlieben. Sein Charakter ist wirklich toll durchdacht. Er verkörpert die perfekte Mischung aus purer Unschuld und gequälter Seele, welche manchmal nicht anders kann, als ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Ich wollte ihn permanent in den Arm nehmen und anderen Charakteren am Liebsten einen vor den Latz hauen, so sehr habe ich ihn in mein Herz geschlossen während des Lesens.
Wobei wir auch schon bei den restlichen Charakteren des Buches wären. Wie der Klappentext schon verrät, wird der Verdacht Marnie sei eine Hexe, mit fortschreitender Handlung immer lauter. Diese einfältigen Dorfbewohner haben mich so extrem aufgeregt, dass ich das Buch zwischendurch wirklich mal aus der Hand legen musste. Aber das ist ja eigentlich nur ein gutes Zeichen dafür, wie sehr ich in der Geschichte drin war und mitgefiebert habe.
Vor allem aber hat mich die Beziehung zwischen Marnie und Raven gefesselt. Die Entwicklung zwischen den beiden war so toll, zaghaft und auch unschuldig, was ja wenn man bedenkt wie jung die beiden erst sind, wirklich passend war. Es war keine leidenschaftliche Beziehung, sondern vielmehr so eine, die das Herz erwärmt und auch mir während des Lesens das ein oder andere "Awww" entlockt hat.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildlich und ausschweifend. Sie beschreibt alles sehr schön und detailliert, doch so sehr ich gute Metaphern auch zu schätzen weiß, ist für mich aber auch der sparsame Umgang mit diesen wichtig. Denn oftmals wurde es mir ein wenig zu viel mit den Metaphern und aufufernden, poetischen Beschreibungen von Gefühlen und Szenerien. Trotzdem ist der Schreibstil wirklich schön und das Buch lässt sich gut lesen.
Wer also ruhige, einfühlsame und wirklich schöne Geschichten mag, ist mit "Flüsternde Hände" wirklich gut bedient.