Rezension

Einseitig und mit Vorurteilen

Namibische Nächte - Michelle van Hoop

Namibische Nächte
von Michelle van Hoop

Bewertet mit 1.5 Sternen

Vanessa, eine junge selbstbewusste Frau möchte ein paar Wochen vor Weihnachten ihrem stressigen Alltag entfliehen und erholsame Tage auf einer Gästefarm in Namibia verbringen. Beruflich geht es ihr ganz gut, gerade hat sie sich als Graphikdesignerin selbständig gemacht, das erfordert natürlich viel Zeit und Engagement. Ihr Privatleben sieht weniger rosig aus. Zwar hat sie einen Freund, aber der ist eher etwas fürs warme Bett und nicht mehr.
In Namibia hofft sie zur Ruhe zu kommen. Überraschenderweise trifft sie aber auf ihre große Liebe Kian, mit dem sie 7 Jahre zuvor zusammen war. Sie haben sich nach einem Streit getrennt und Kian ist zurück in seine Heimat Namibia gegangen. Dort betreibt er ausgerechnet die Gästefarm auf der Vanessa die nächsten 2 Wochen verbringen möchte.
Beide haben noch Gefühle füreinander, aber Missverständnisse und Unausgesprochenes trennt die Beiden.

Es ist nicht ganz einfach einen Liebesroman zu schreiben, der nicht mit einer neuen Liebesgeschichte beginnt, sondern eine Liebesgeschichte fortschreibt, die durch eine Trennung eigentlich schon beendet war. Die Protagonisten kennen sich schon, das positive, aber auch das negative.  Mit Rückblicken versuchte die Autorin die Gründe für die Trennung der Beiden zu schildern, was zum großen Teil auch auf die unterschiedlichen Kulturen zurückzuführen war.

Dadurch das die Probleme der Beziehung von Vanessa und Kian in der Vergangenheit aufgezeigt wurden, blieb es mir ein großes Rätsel, warum die beiden wieder zusammen kommen wollen. Beide fühlen sich sehr stark zueinander hingezogen, aber zum größten Teil bezog sich das auf das sexuelle und äußerliche. Gerade wenn man schon eine Beziehung mit demjenigen hinter sich hat, weiß man doch wieviel mehr zu einer guten Partnerschaft gehört. Auch die Probleme, die zur Trennung führten, waren ja nicht wirklich verschwunden. Hätte Vanessa Kian zum ersten Mal getroffen, hätte ich die Liebe zwischen den beiden besser verstanden, denn da kennt man sich erst einmal rein äußerlich und erst nach und nach erkennt man, ob die Charakter zusammen passen. Die Autorin konnte mir einfach nicht vermitteln, warum diese beiden ein Traumpaar sein sollen. Deshalb war das der erste Liebesroman, wo ich nicht wollte das die Protagonisten zusammen kommen.

Der Roman hat als Thema auch die kulturellen Unterschiede der Deutschen und Namibier, die natürlich auch die Partnerschaft beeinflussen. Die Autorin ist aus Namibia, sie kennt Deutschland nur von wenigen Besuchen und ist selbst eine große Heimatlandverfechterin, wahrscheinlich kam Deutschland deshalb im Roman so schlecht weg. Im Roman ist Namibia die Insel der Glückseligkeit, alles ist hell, schön und gut, Deutschland ist dagegen kalt, grau und überfüllt.  Ich fühle mich jetzt nicht als Deutsche verletzt. Nur wenn man einen Roman über die unterschiedlichen Kulturen schreiben möchte, darf das nicht so einseitig sein. Das wird auch der Protagonistin Vanessa nicht gerecht, die ja Deutsche ist.

Einen weiteren Minuspunkt erhält der Roman dafür, dass ich es kaum nachvollziehen konnte, das Vanessa bis zum Ende es nicht schafft ein klärendes Gespräch zu führen, obwohl es soviele Hinweise gibt. Die ganzen Unklarheiten werden wahrscheinlich extra bis zum Schluss nicht geklärt, damit es spannend bleibt, ich fand es nur noch nervig und Vanessa wurde mir dadurch immer unsympathischer. Diese und viele andere Reaktionen der Protagonisten wirkten auf mich wenig nachvollziehbar und auch nicht durch ihren unterschiedlichen kulturellen Hintergrund zu erklären, davon abgesehen das Vanessa ja "deutsch" handeln müsste.

Eine Pluspunkt erhält der lockere Schreibstil, die Beschreibungen der namibischen Landschaft und das versucht wurde durch kleine Nebenhandlungen ein wenig Hintergrundinfos zu Namibia einzubauen.

Wegen der oben aufgeführten Punkte, die vor allem den Inhalt betreffen, ist es insgesamt für mich kein guter Liebesroman, sondern eher ein Werbe-Roman für Menschen, die überlegen nach Namibia auszuwandern.