Rezension

Eintauchen ins Mittelalter

Die Legende der Reliquie -

Die Legende der Reliquie
von Bettina Lausen

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahr 1409. Leopold entkommt dem mörderischen Zorn von Georg, Ritter von Dettelbach nur durch Zufall. Er verliert alles wegen einem unbedachten Satz seines Bruders.  Leopolds Familie erhängt, der Hof gebrandschatzt, er als Unfreier muss fliehen.  Schweren Herzens lässt er seine Geliebte zurück.  Auf seiner Flucht begegnet er Barthel, dem Reliquienhändler. Dieser Zufall lässt den Verzweifelten hoffen. Doch plötzlich schlägt das Schicksal erneut grausam zu.

Allet bricht das Herz. Ihr geliebter Leopold muss überstürzt flüchten. Ihr unbarmherziger Vater zwingt sie zur Vermählung mit dem Wüstling Rudolf. Voller Inbrunst betet Allet mit ihren 14 Lenzen zur Heiligen Anna um Hilfe. Nur eine geheime Höhle im Wald bietet der jungen Frau Trost. Nur dort fühlt sie sich durch ihr Flötenspiel dem Geliebten nahe.  Im Laufe der Zeit schwindet ihre Hoffnung Leopold jemals wiederzusehen. Vollkommen unerwartet steht Allet eines Tages vor einer schweren Entscheidung.

Gefesselt und völlig im Geschehen versunken tauche ich ins Mittelalter ab. Ich erlebe die Erzählung hautnah mit Gerüchen und bunter Gewandung, flüchte über weite Wiesen und nächtige in Wäldern. Bestaune gut besuchte Märkte, höre das Klimpern der Münzen und sehe Barthel beim Handel der Reliquien über die Schulter. Grausame Schicksalsschläge und damalige Gepflogenheiten treiben mir die Tränen in die Augen. Aberglaube und Vertrauen auf Gottes Beistand,  eine tiefverwurzelte Liebe und immer wieder Hoffnungen lassen mich das Buch kaum aus der Hand legen.

Auch der Sprachstil versetzt mich in das beginnende 15. Jahrhundert. Die altertümliche Schreibweise der Städtenamen, die zeitgemäßen Bezeichnungen, alles zusammen ergibt für mich einen perfekt strukturierten Lesefluss aus mehrerlei Perspektiven. Die spannende Handlung glänzt durch tiefgehende Recherche  und teils dramatische Wendungen. Manch unglaubliche Zufälle beeinflussen das Geschehen und überraschen.  Die Charakterzüge einiger Personen sind schnell durchschaubar, andere verbergen innere Werte geschickt.

Mancherlei Wegbegleiter, viele Emotionen und bildstarke Einblicke in das Leben unterschiedlicher Stände fließen geschickt in die Geschichte ein.

In diesem Lesehighlight verwebt die Autorin historisch belegte Ereignisse um das Konstanzer Konzil, den Reliquienkult und Jan Hus. Erläuterungen zum Historischen Hintergrund und ein Glossar finden sich im Anschluss an die Erzählung.

Begeistert empfehle ich diese authentische Unterhaltung weiter. Ein Leseerlebnis zum Abtauchen in den Kampf ums Überleben, Macht und Neid. Sehnsucht nach Liebe und Hoffnung auf Gottes Gnade.