Rezension

Einundzwanzig Märtyrer

Die 21 -

Die 21
von Martin Mosebach

Bewertet mit 5 Sternen

Ein unglaubliches Buch. Ich finde es schwer, dem gerecht zu werden, was ich da gelesen habe. 

Die vermummten Islamisten, die 2015 in einer grausamen Inszenierung die 21 koptischen Christen am Strand von Sirte köpften und das Ereignis zur Abschreckung auf einem Video festhielten, das sie in die ganze Welt verschickten, hätten den ägyptischen Kopten keinen größeren Gefallen tun können: die 21 Männer werden seitdem als Heilige verehrt; in El Or, ihrem ägyptischen Heimatdorf, traf der Autor keine trauernden Familien an, sondern Angehörige, die stolz waren, nun einen Märtyrer in der Familie zu haben ... 

Ein faszinierendes Buch, das nicht nur das traditionelle Leben der einfachen ländlichen Kopten beleuchtet, sondern auch historische Hintergründe und die koptische Theologie analysiert. Insofern ist es tatsächlich kein Buch für jeden.

Ich selber war bei Lesen ein wenig zwiegespalten, erwachte in mir doch ein gewisser Stolz auf diese standhaften Christengeschwister. Gleichzeitig nahm ich etwas stirnrunzelnd zur Kenntnis, dass diesem auslöschungsresistenten Zweig des Christentums einige der fragwürdigsten Dogmen der alten Christenheit zu verdanken sind. Dennoch habe ich das Buch mit großer Faszination gelesen. Martin Mosebach schreibt intelligent und geschliffen, mit einer wunderbaren Beobachtungsgabe. Und am Ende hat man eine ganz andere Sicht auf das koptische Christentum. Empfohlen sei die Lektüre dieses hervorragenden Werkes allen, die sich nicht vor einer vertiefenden Beschäftigung mit dem Thema scheuen.