Rezension

Emotionaler Roman über Trauer und Schuld

Das Archiv der Herzschläge -

Das Archiv der Herzschläge
von Laura Imai Messina

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod seiner Mutter reist der Kinderbuchillustrator Shūichi in seinem Heimatort, um sein Elternhaus zu renovieren und anschließend zu verkaufen oder zu vermieten. Vor Ort trifft er den achtjährigen Kenta, der immer wieder um das Haus schleicht und Gegenstände aus der Garage stiehlt, wo jede Menge wertlose Erinnerungsgegenstände gelagert sind. Shūichi erfährt, dass seine Mutter dem Jungen bei den Hausaufgaben half und beschließt, das selbst fortzuführen. Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft, doch etwas scheint Kenta zu belasten.

„Das Archiv der Herzschläge“ ist der dritte, im Deutschen erschienene Roman der italienischen Autorin Laura Imai Messina, die mit ihrer Familie in Tokio lebt. Die deutsche Übersetzung stammt von Viktoria von Schirach. Der Roman weist eine besondere Struktur auf und ist zunächst in drei Teile gegliedert, von denen jeder auf der Insel Teshima beginnt. Es wird hauptsächlich aus der Perspektive des Protagonisten Shūichi erzählt, immer wieder sind jedoch auch Kapitel eingeschoben, in denen zwei Jungen sich unterhalten, deren Identität erst im Verlauf der Handlung gelüftet wird.

Im Zentrum des Romans steht sicherlich das Thema Trauer und Verlust. Neben seiner Mutter hat Shūichi noch eine weitere Person in seinem Leben verloren, von seiner Ehefrau ist er geschieden. Darüber hinaus spielt natürlich auch der Titel gebende Herzschlag eine Rolle, denn auf der einen Seite hat das real existierende „Archiv der Herzschläge“ auf der Insel Teshima eine große Bedeutung für die Figuren und auf der anderen Seite ist Shūichi herzkrank. Im Verlauf der Geschichte wird er neue Beziehungen knüpfen und seinem Leben wieder einen Sinn geben.

„Das Archiv der Herzschläge“ ist ein sehr emotionaler Roman, dessen Enthüllungen im Laufe der Handlung wirklich berühren. Zudem lässt die Autorin Charaktere aus ihren beiden anderen Romanen auftreten, was eine schöne Verbindung schafft und quasi ein eigenes Universum erschafft. Wer schon ihren Roman „Die Telefonzelle am Ende der Welt“ mochte, wird diesen Roman sicher lieben und sofort Lust auf eine Reise zur Insel Teshima bekommen.