Rezension

Empfehlenswert

Vom Duke begehrt - Gillian Holden

Vom Duke begehrt
von Gillian Holden

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Mann, der etwas auf sich hält, lässt sich nicht auf das Erstbeste ein. Er besieht sich zunächst das gesamte Buffet, bevor er entscheidet, was auf dem Teller landet...“

 

Wir befinden uns im Jahre 18445. Vivian ist mit ihrer älteren Schwester nach London gereist. Sie soll in diesem Jahr ihr Debüt geben. Sie hätte gern noch ein Jahr gewartet, aber ihr Schwager hat sich durchgesetzt. Vivian ist etwas spät dran, denn der Ball der Debütantinnen ist schon vorbei.

Bei einem Spaziergang treffen sie Lord Raphael, Duke of Fareham. Der Mann beeindruckt sie, aber Vivian hat nicht vor, sich gegen ihren Willen schon in diesem Jahr verheiraten zu lassen.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Liebesroman geschrieben.

Vivian ist eine selbstbewusste junge Dame. Sie lässt sich ungern vorschreiben, was sie zu tun hat. Hinzu kommt, dass sie über ein größeres Vermögen verfügt und nicht möchte, dass ihr zukünftiger Mann es nur auf ihr Geld abgesehen hat. Die gesellschaftlichen Verhältnisse allerdings verlangen, dass sie sich als Waise den Forderungen ihres Schwagers unterordnet.

Als Vivian plötzlich eine kurze und eigenartige Nachricht von ihrer besten Freundin Nathalie bekommt, möchte sie diese unbedingt aufsuchen. Rosalie, Vivians Schwester, ist nicht begeistert, denn Nathalie hat in der Vergangenheit schon mehrmals dafür gesorgt, dass Vivian und sie gegen die Etikette verstoßen habe.

Im Hotel erfährt Vivian dann, dass ihre Freundin mit ihrer Mutter plötzlich abgereist ist, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Das weckt Vivians Misstrauen.. Sie will Nathalie finden.

Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Schon das obige Zitat zeigt, dass er ausgefeilt ist. Der Satz stammt von Rosalie, als Vivian die Hoffnung äußert, dass sich die Männer wegen ihrer späten Ankunft schon für andere Debütantinnen entschieden haben werden.

Geschickt wird der Spannungsbogen aufgebaut. Die heimliche Suche nach der Freundin birgt eine Menge Gefahren. Gleichzeitig ist Duke Raphael von der jungen Frau beeindruckt. Vivians Schwager ist in seinem Bemühen, Vivian unter die Haube zu bekommen, nicht immer diplomatisch, wie das folgende Zitat zeigt.

„...Vivian schlug die Hand vor den Mund, bevor ihr noch ein lautes Prusten entschlüpfte. Sie hatte nicht geahnt, dass der Wunsch ihrer Familie, sie noch in dieser Saison zu verheiraten, so übermächtig war, dass sie sich derart albern aufführten...“

Ab und an durchzieht ein feiner Humor die Geschichte. Der ist Vivians lebenslustiger Art zu verdanken. Schön ausgearbeitet sind die Gespräche zwischen Vivian und Raphael. Sie finden auf Augenhöhe statt. Dabei darf ich als Leser allerdings auch einen Blick in die Gefühlswelt der Protagonisten werfen. Vivian legt Wert auf Freundschaft mit Raphael, während er von Anfang an mehr will. Dabei interessieren ihn nicht nur Vivians äußere Vorzüge, sondern er würdigt auch ihre Intelligenz und umfassende Allgemeinbildung. Amüsiert habe ich mich bei den Unterhaltungen von Raphael mit seinen zwei Freunden. Vor allem Christopher Cavendish nimmt kein Blatt vor den Mund.

Bei den Kutschfahrten mit Raphael und Vivians Wanderungen durch die Stadt erhalte ich einen Einblick in die unterschiedlichen Facetten des historischen Londons.

An vielen Stellen finden sich romantische Beschreibungen mit treffenden Metaphern. Ein Zitat dazu sei mir gestattet:

„...Kleine Farbsprengel in noch leuchtenderen Grün tauchten auf der Iris auf, nur um wieder zu verschwinden, sobald die Sonne weniger intensiv darauf schien...“

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Geschickt werden die Beziehungen zwischen den Protagonisten und deren gesellschaftlichen Verbindungen genutzt, um Abwechslung in das Geschehen zu bringen.