Rezension

Empfehlenswert!

Mein Leben - Mit 18 mein Sturz - Mihrali Simsek

Mein Leben - Mit 18 mein Sturz
von Mihrali Simsek

Die meisten sitzen wegen Diebstahl, Drogenbesitz, Körperverletzung. Ich sitze wegen Totschlag. Damit passe ich ins Klischee: Ein Türke, in Deutschland aufgewachsen, verurteilt wegen Totschlags – ich erfülle jedes Schema eines Roland Koch…

Mirahli Simsek sitzt im Gefängnis. Grund dafür sind falsche Freunde und Aggressionen, die ihn dazu gebracht haben, einen Menschen zu erstechen.
Ausgerechnet sein bester Freund, der gleichzeitig sein Blutsbruder ist, verrät ihn an die Polizei und er wurde zu 6 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt.
Mit diesem Buch will er anderen Jugendlichen Hoffnung machen und Denkanstöße geben, dass Gewalt keine Lösung ist.

“Mit 18 mein Sturz” stammt aus der “Mein Leben”-Reihe, in der hauptsächlich Jugendliche und Heranwachsende über ihre Erlebnisse berichten. Zusammen mit Daniel Oliver Bachmann schreibt er seine Geschichte nieder.
Da Mihrali einen Menschen auf dem Gewissen hat und stellenweise sehr heikle Szenen beschreibt, wurden alle Namen geändert.

Mirahli berichtet hier aus der Ich-Perspektive und spricht den Leser direkt mit “Du” an, um seine Situation und seine Taten besser zu verdeutlichen.
Das Buch wird abwechselnd aus zwei Sichten erzählt. Einmal in der Draußen-Sicht, wo er über sein Leben vor dem Gefängnisaufenthalt spricht.
Hier fällt auf, dass er kein gewöhnlicher Straffälliger ist. Er war vorher nicht sonderlich kriminell wie manch anderer, ging aufs Gymnasium und konnte sogar stellenweise besseres deutsch als so mancher Deutscher.
Allerdings war er durch sein Aussehen stets der Außenseiter in seiner Familie, denn seine Geschwister sehen allesamt laut eigener Aussage “typisch deutsch” aus.
Er zog gern mit seinen Jungs um die Häuser, kiffte und riss gerne Mädchen auf. Ab und zu kam es durch seine Freunde auch zu Schlägereien. Mihrali war seinen Freunden stets loyal und wäre lieber gestorben, als seine Freunde an die Polizei zu verraten.
Umso härter traf ihn der Verrat von seinem besten Freund, der seine eigene Haut schützen wollte.

Die andere Sicht beschreibt sein Leben in der JVA. Auch hier merkt der Leser schnell, dass Mihrali kein gewöhnlicher Insasse ist. Er hat eine Ausbildung im Kfz-Bereich abgeschlossen, engagiert sich für andere Gefangene und hat als Gefangenensprecher stets ein offenes Ohr für andere und vermittelt zwischen Chefetage und Insassen.
Aber auch an weiteren Aktivitäten nimmt er teil. So arbeitet er in einer Theatergruppe, für die er u.a. Sketche schreibt. Eine Schreibgruppe gibt es auch, bei der er mit Elan dabei ist. Hier schreibt er Gedichte und Songtexte, liest haufenweise Bücher wie die Bibel, den Koran oder auch Harry Potter.

An jedem Kapitelanfang gibt es einen Auszug aus einem Songtext oder einem Gedicht.
“Mit 18 mein Sturz” liest sich leicht und flüssig.
Die Covergestaltung ist schlicht, aber passend und enthält die wichtigsten Stichpunkte, die in diesem Buch thematisiert werden, sind ebenfalls auf dem Cover vermerkt.

Dieses Buch schockiert und räumt gleichzeitig Vorurteile auf.
Wer einmal mehr über den Aufenthalt in einer JVA erfahren möchte, ist mit diesem Buch sehr gut informiert. Empfehlenswert!