Rezension

Empfehlenswertes Buch

Wie backe ich mir einen Mann? - Karen Witemeyer

Wie backe ich mir einen Mann?
von Karen Witemeyer

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ihr wolltet mir Böses tun, aber Gott hat Gutes daraus entstehen lassen...“

 

Fast am Ende des Buches zitiert Abigail Kemp diese Worte, die Joseph in der Bibel zu seinen Brüdern sprach. Erst im Rückblick erkennt Abigail, wozu alles gut war.

Doch beginnen wir mit dem Anfang. Wir befinden uns im Texas des Jahres 1896. Nach dem Tode des Vaters will Abigail die Bäckerei weiterführen, denn sie sichert ihr und ihrer jüngeren Schwester Rosalind den Lebensunterhalt. Doch der Stadtrat hat ein altes Gesetz ausgegraben. Frauen dürfen in dem Ort kein Geschäft führen. Abigail muss sich einen Partner suchen und ihm das Geschäft überschreiben oder verkaufen. Sie hat genau acht Tage Zeit für ihre Entscheidung. Der örtliche Apotheker würde lieber heute als morgen Geschäft und Grundstück übernehmen.

Die junge Frau ist clever. Sie sieht eine dritte Möglichkeit. In ihrem Cafè frühstücken regelmäßig drei Junggesellen. Sie wird ihnen einen Hochzeitsvertrag vorlegen, der ihr die Rechte an der Bäckerei sichert und trotzdem der Forderung des Stadtrates genügt. Ihre erste Wahl ist Zach Hamilton.

 

„...Einen Ehemann auszusuchen, das erschien Abigail dem Backvorgang zu ähneln, den eine Gutes Baguette nötig hatte. Das Äußere sollte fest und kross sein, das Innere aber weich. Am allerwichtigsten für die Herstellung eines solchen Baguettes war ein formbarer, guter Teig...“

 

Die Autorin hat einen amüsanten und trotzdem in die Tiefe gehenden Roman geschrieben.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist von einem feinen Humor durchzogen, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Soweit er das beurteilen konnte, fühlte Liebe sich etwa so an, als würde man auf einem ungezähmten Pferd ohne Sattel durch die Prärie direkt auf einen Abgrund zureiten...“

 

Abigail ist eine selbstbewusste junge Dame. Sie weiß, was sie kann und will. Allerdings glaubt sie, für Männer nicht attraktiv zu sein, weil sie sich mit ihrer schönen Schwester vergleicht.

Zach und seine Vorgeschichte wird in dem Buch „Ganz aus Versehen verliebt“ erzählt. Wesentliche Aspekte werden hier wiederholt. Zach redet nicht gern und kann seine Gefühle schlecht zeigen. Außerdem hat er innerlich noch nicht mit seiner Vergangenheit abgeschlossen.

Die ersten Gespräche zwischen Abigail und Zach machen eins deutlich. Beide begegnen sich auf Augenhöhe. Zach hat erstaunlich moderne Ansichten, wenn es um die Berufstätigkeit der Frau geht.

Was für mich als Leser am Anfang nicht ersichtlich war, wächst sich schnell zu einem Problem aus. Irgendjemand wirft Abigail im übertragenen Sinne bewusst Knüppel zwischen die Füße. Es geht um eine vermeintliche alte Schuld, um konservierten Hass und Rache.

Sehr detailliert wird beschrieben, wie die Zuneigung zwischen Zach und Abigail wächst. Auch ihre Dialoge gewinnen an Tiefe. Als Rosalind ein Problem hat, geht sie zuerst zu Zach. Der allerdings ermahnt sie:

 

„...Geheimnisse haben die Angewohnheit, eine Familie aufzufressen. Auch wenn wir das Gefühl haben, wir müssten sie bewahren, um die zu schützen, die wir lieben...“

 

Gekonnt integriert in die Handlung sind die Themen Schuld und Vergeben. Dabei wird als besonders schwierig herausgehoben, sich selbst zu vergeben.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es belegt, dass die Liebe es schafft, gegen die zerstörende Kraft der Rache anzukommen.